Fragestellung: Wie gut wirken monoklonale Antikörper gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) oder den CGRP-Rezeptor bei episodischer und bei chronischer Migräne?

Hintergrund: Antikörper gegen CGRP und den CGRP-Rezeptor sind hochpreisige, neu zugelassene Medikamente zur Prophylaxe der Migräne. In einer Metaanalyse sollten die Reduktion der monatlichen Migränetage und die proportionale kontextuelle Wirkung berechnet werden.

Der Proportional Contextual Effect (PCE) ist das Verhältnis zwischen der Reduktion der monatlichen Migränetage in der Placebogruppe und der Reduktion der monatlichen Migränetage in der Gruppe, die mit monoklonalen Antikörpern über drei Monate behandelt wurde. In den Studien muss ein spezifischer Behandlungseffekt aufgrund der Wirkungsweise des Medikaments und ein unspezifischer Behandlungseffekt aufgrund des Kontexts, in dem die Behandlung durchgeführt wird, getrennt werden. In klinischen Studien ist dieser unspezifische Effekt der Placeboeffekt. In der klinischen Praxis, in der Placebos nicht verwendet werden, werden die unspezifischen Effekte als "Kontexteffekte" bezeichnet. Faktoren wie die Art der Verabreichung (Injektion oder Tablette), das klinische Umfeld, die Erwartungen und Überzeugungen der Patienten und die Haltung des behandelnden Arztes tragen alle zum kontextuellen Effekt bei. Der gesamte Behandlungseffekt für die Patienten, und damit der reale Nutzen der Intervention, ist die Summe der spezifischen Behandlungswirkung und der unspezifischen kontextuellen Auswirkungen.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine Metaanalyse von randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien, die mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor bei Patienten mit episodischer Migräne (EM) oder chronischer Migräne (CM) durchgeführt wurden. Neben der Reduktion der Migränetage pro Monat wurde der PCE berechnet, das Verhältnis der mittleren Veränderung in den monatlichen Migränetagen in einer Placebogruppe zur mittleren Änderung der Migränetage in der Verumgruppe.

Ergebnisse: Es wurden 21 Studien mit 13.367 Teilnehmern (8.075 episodische Migräne, 5.292 chronische Migräne) ausgewertet. Im Vergleich zu Placebo betrug die gepoolte Reduktion der monatlichen Migränetage 1,50 Tage in den 15 Studien zur episodischen Migräne (95 %-Konfidenzintervall [KI]: 1,16-1,84; I2 = 69 %) und 2,24 Tage in den sieben Studien zur chronischen Migräne (95 %-KI: 1,82-2,65, I2 = 15 %). In den Studien zur episodischen Migräne betrug der gepoolte PCE 0,66 (95 %-KI: 0,59-0,75; I2 = 64%). In den Studien zur chronischen Migräne lag der PCE bei 0,68 (95 %-KI: 0,61-0,75; I2 = 20 %).

Schlussfolgerungen: Die neuen monoklonalen Antikörper gegen CGRP und den CGRP-Rezeptor sind zur Prophylaxe der Migräne wirksam. Zwei Drittel des therapeutischen Nutzens ergeben sich aus kontextuellen Effekten, einschließlich des Placeboeffekts.

Forbes RB, McCarron M, Cardwell CR. Efficacy and contextual (placebo) effects of CGRP antibodies for migraine: Systematic review and meta-analysis. Headache 2020; doi: 10.1111/head.13907