Ein früher Therapiebeginn ist essenziell für den langfristigen Behandlungserfolg der MS. Denn kontinuierliche Krankheitsaktivität verursacht entzündliche Läsionen und führt schließlich zu neuroaxonaler Degeneration, Hirnatrophie und zur Behinderungsprogression [Ziemssen T et al. J Neurol 2016;263:1053-65]. Trotz eines breiten Spektrums an krankheitsmodifizierenden Therapien (DMT) bestehe nach wie vor ein hoher Bedarf an neuen Wirkstoffen mit einem verbesserten Nutzen/Risiko-Verhältnis, die vor allem bei aktiver schubförmiger remittierender MS (RRMS) schon initial eingesetzt werden können, so Prof. Dr. Ralf Linker, Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg.

Mit der Zulassung von Ozanimod (Zeposia®), einem Sphingosin-1-Phophat(S1P)-Rezeptormodulator mit hoher Selektivität für die Subtypen 1 und 5, haben sich Therapieoptionen für Patienten mit aktiver RRMS, definiert durch klinische oder bildgebende Befunde, um eine hochwirksame orale Substanz verbessert [Fachinformation Zeposia®; Stand Mai 2020], so Prof. Dr. Tjalf Ziemssen, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. In den Zulassungsstudien SUNBEAM [Comi G et al. Lancet Neurol 2019;18:1009-20] und RADIANCE Teil B [Cohen J et al. Lancet Neurol 2019;18: 1021-33] führte der selektive S1P-Rezeptormodulator zu einer signifikanten Reduktion der jährlichen Schubrate und der Läsionslast im Vergleich zu Interferon (IFN) β-1a. Überdies profitierten die Patienten unter Ozanimod von einer Verbesserung der kognitiven Funktion und der physischen Lebensqualität sowie von einer gegenüber Baseline signifikanten Reduktion der Hirnatrophie. Die Raten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (UE), schwerwiegender Infektionen und Therapieabbrüche aufgrund von UEs waren vergleichbar mit IFN β-1a. Kein Patient hatte einen AV-Block 2. Grades oder höher.

Mit der Einnahme von 0,92 mg Ozanimod einmal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten, und dem unkomplizierten Monitoring sei die Behandlung für Arzt und Patient einfach, so Ziemssen. In den ersten sieben Tagen der Therapie wird die Dosis in drei Schritten von 0,23 mg auf die Erhaltungsdosis von 0,92 mg gesteigert, um das Risiko einer therapieinduzierten Bradykardie zu minimieren [Fachinformation Zeposia®; Stand Mai 2020]. Bei Patienten ohne kardiale Vorerkrankung ist keine kardiale Überwachung erforderlich; bei Patienten mit vorbestehenden kardialen Erkrankungen wird nach der Erstdosis eine sechsstündige Überwachung empfohlen. Auch die Umstellung von einer Vormedikation ist unkompliziert: Patienten, die zuvor ein IFN-Präparat erhalten haben, können sofort nach dessen Absetzten Ozanimod erhalten. Bei anderen krankheitsmodifizierenden Therapien sind die jeweiligen Halbwertszeiten zu beachten, um additive Immunwirkungen zu vermeiden.

Launch-Fachpressegespräch "Neue Behandlungsoption bei schubförmig-remittierender MS: Mit Zeposia® (Ozanimod) zielgerichtet früh und effektiv therapieren", 15.7.2020; Veranstalter: Celgene