Fragestellung: Welche der existierenden pharmokologischen und nicht-pharmakologischen Interventionen ist die wirksamste und sicherste bei insomnischen Symptomen älterer Menschen (> 65 Jahre)?

Hintergrund: Ungefähr die Hälfte der älteren Menschen leidet unter Ein- und Durchschlafstörungen. Insomnien sind mit einer Reihe negativer Outcomes assoziiert, zum Beispiel mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre und psychische Erkrankungen, reduzierter Lebensqualität sowie hohen Gesundheitskosten. Sedierende Medikamente wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen werden oft verschrieben, gehen aber mit Nebenwirkungen einher, bei Älteren insbesondere mit nächtlicher Verwirrtheit und Stürzen. Daher werden nicht-pharmakologische Behandlungsoptionen empfohlen. Die Wirksamkeit und Sicherheit existierender Interventionen wurde bisher kaum in systematischen Untersuchungen verglichen.

Patienten und Methodik: In dem systematischen Review und der Netzwerk-Metaanalyse wurden randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen, die die Wirksamkeit pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Interventionen für Insomnie bei Patienten über 65 Jahre untersuchten. Primäre Endpunkte waren Schlafdauer und subjektive Schlafqualität.

Ergebnisse: 53 randomisierte kontrollierte Studien (n = 6.832, Durchschnittsalter 75 Jahre) entsprachen den Einschlusskriterien. 43 Studien untersuchten die Wirksamkeit pharmakologischer Interventionen, zehn die von nicht-pharmakologischen Interventionen. Da letztere nicht mit dem Netzwerk verbunden waren, wurden sie mit traditionellen Metaanalysen analysiert. Einige Benzodiazepine, Antidepressiva und Z-Substanzen erzielten im Vergleich zu Placebo hinsichtlich der Schlafdauer und -qualität bessere Ergebnisse. Die Ergebnisse aus den wenigen Studien zu nicht-pharmakologischen Interventionen weisen darauf hin, dass Akupressur, Ohrakupunktur, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion und Sauerkirschsaft in Bezug auf die Schlafqualität im Vergleich zu den Kontrollinterventionen wirksamer waren.

Schlussfolgerungen: Aufgrund der limitierten Datenlage zur Wirksamkeit von Interventionen für ältere Menschen mit Insomnie braucht es weitere Forschung, insbesondere randomisierte kontrollierte Studien, die Interventionen über einen längeren Zeitraum sowie mehrere Outcomes untersuchen.

Samara MT, Huhn M, Chiocchia V et al. Efficacy, acceptability and tolerability of all available treatments for insomnia in the elderly: a systematic review and network meta-analysis. Acta Psychiatrica Scandinavica 2020; 142; 6-17