Fragestellung: Kommt es bei COVID-19-Erkrankungen gehäuft zu Schlaganfällen?

Hintergrund: Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass im Rahmen der COVID-19-Erkrankung eine Koagulopathie mit konsekutiven thromboembolischen Komplikationen einschließlich ischämischer Schlaganfälle auftreten kann. Es gibt bisher jedoch nur begrenzte Daten zur Schlaganfallrate, zur klinischen Symptomatik, zu den Schlaganfallsubtypen sowie zur resultierenden Behinderung und Mortalität.

Patienten und Methodik: Die retrospektive Kohortenstudie schloss konsekutive Patienten mit ischämischem Schlaganfall ein, die im Zeitraum 15. März bis 19. April 2020 im Großraum New York stationär aufgenommen wurden. Die Autoren verglichen die klinischen Merkmale der Schlaganfallpatienten mit COVID-19-Erkrankung mit denen von Schlaganfallpatienten ohne diese Diagnose. Zusätzlich wurden die Patienten mit einer historischen Kohorte von Schlaganfallpatienten verglichen, die zwischen dem 15. März und 15. April 2019 in den teilnehmenden Krankenhäusern behandelt worden waren.

Ergebnisse: Von 3.556 hospitalisierten COVID-19-Patienten wiesen 32 (0,9 %) in der zerebralen Bildgebung einen ischämischen Schlaganfall auf. Kryptogene Schlaganfälle waren häufiger als bei den Kontrollen aus demselben Zeitraum (65,6 % vs. 30,4 %, p = 0,003) und den historischen Kontrollen (25,0 %, p < 0,001). Im Vergleich zu den aktuellen Kontrollen hatten die COVID-19-Patienten schwerere Schlaganfälle, mit höheren Werten auf der National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) (19 vs. 8) und höheren D-Dimer-Spitzenwerten (3.913 ng/ml vs. 526 ng/dl). Gegenüber den historischen Kontrollen waren die COVID-19-Patienten mit Schlaganfall jünger (63 vs. 70 Jahre) und öfter Männer (72 % vs. 52 %). Auch war die Mortalität signifikant höher als bei den historischen und den aktuellen Kontrollen (64 % vs. 9 % vs. 6 %).

Schlussfolgerungen: Bei rund 1 % der Patienten mit COVID-19-Erkrankung trat ein Schlaganfall auf, meist kryptogen, möglicherweise im Zusammenhang mit einer erworbenen Hyperkoagulabilität. Die Mortalität war hoch.

Yaghi S, Ishida K, Torres J et al. SARS2-CoV-2 and stroke in a New York healthcare system. Stroke 2020; doi: STROKEAHA.120.030335