Fragestellung: Wie effektiv ist die Anwendung einer Kombination aus Schlafentzugs- und Lichttherapie über einen 14-tägigen Zeitraum zur Behandlung der depressiven Symptomatik bei komplexen unipolaren und bipolaren Depressionen?

Hintergrund: Die Behandlung der depressiven Symptome bei uni- oder bipolarer Depression gestaltet sich häufig schwierig, wenn sich durch die Gabe eines oder mehrerer antidepressiv wirkender Medikamente kein ausreichender Behandlungserfolg erzielen lässt. Ein nicht medikamentöser Wirkansatz zielt auf die Stabilisierung des zirkadianen Rhythmus, zum Beispiel durch Schlafentzugs- oder Lichttherapie. Bei heterogener Studienlage gibt es Hinweise, die eine rasch eintretende Wirkung dieser Verfahren in Kombination mit Pharmakotherapie postulieren, insbesondere auch bei Depressionen, die auf Antidepressiva nicht suffizient angesprochen haben.

Patienten und Methodik: Eingeschlossen wurden 26 Patienten (16 Männer, 10 Frauen), die alle bereits irgendeine Form von antidepressiver Vorbehandlung erfahren hatten. Von diesen litten 16 an unipolarer und 10 an bipolarer Depression, die jeweils nach DSM-IV-TR-Kriterien durch das MINI-Testverfahren (Mini-International Neuropsychiatric Interview) diagnostiziert wurden. Ausschlusskriterien waren psychotische und manische Symptome sowie die Einnahme trizyklischer Antidepressiva. Die Einnahme der bisherigen antidepressiven Medikation oder von Lithium wurde von den Patienten fortgeführt. Ein neues Medikament durfte im Mindestabstand von einer Woche vor Studienbeginn neu angesetzt werden.

Im Rahmen des Studienprotokolls nahmen die Patienten über einen Zeitraum von 14 Tagen jeweils Montag, Mittwoch und Freitag an einem vollständigen Schlafentzug bis zum Folgetag um 18 Uhr teil, während von Montag bis Freitag morgens täglich eine 30-minütige Lichttherapie mit 10.000 Lux Beleuchtungsstärke erfolgte. Zielgröße war der Summenwert des IDS-C (Inventory of Depressive Symptomology - Clinical interview).

Ergebnisse: Die IDS-C-Summenwerte waren bereits nach einer Woche signifikant niedriger als bei Studienbeginn, was auch nach zwei und nach vier Wochen weiterhin nachweisbar war. Ein Therapieansprechen (Reduktion der IDS-C-Summenwerte um ≥ 50 %) fand sich bei 34,6 % und eine Remission (IDS-C-Summenwert ≤ 11) bei 19,2 % der Patienten. Die IDS-C-Summenwerte zwischen den Patienten mit unipolarer und denen mit bipolarer Depression waren nicht signifikant unterschiedlich.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit uni- oder bipolarer Depression besserte eine kombinierte Schlafentzugs- und Lichttherapie die depressive Symptomatik. Die Wirkung trat innerhalb von einer Woche ein und persistierte auch nach Ende der therapeutischen Intervention noch mindestens zwei Wochen.

Sikkens D, Riemersma RF, Van der Lek Y et al. Combined sleep deprivation and light therapy: Clinical treatment outcomes in patients with complex unipolar and bipolar depression. J Affect Disord 2019;246:727-30