Fragestellung: Die Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Vitamin D3 bei Patienten mit schubförmig-remittierender Multipler Sklerose (RRMS) als Ergänzung zu einer Standardbasistherapie mit subkutanem Interferon beta-1a (IFN β-1a).

Hintergrund: Bei Gesunden sind niedrige Serumspiegel von 25-Hydroxy-Vitamin D3 (< 100 nmol/l) mit einem erhöhten Risiko vergesellschaftet, eine MS zu entwickeln; bei MS-Patienten in der frühen Erkrankungsphase sind sie mit einer erhöhten Schubaktivität und Behinderungsprogression assoziiert. Mehrere randomisierte, kontrollierte klinische Studien konnten Effekte auf die paraklinische MRT-Aktivität, jedoch keinen klinischen Benefit nachweisen.

Patienten und Methodik: In dieser randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II-Studie wurde eine Basistherapie mit IFN β-1a s. c. bei RRMS-Patienten um Vigantolöl oder Placebo ergänzt. Eingeschlossen wurden 229 Patienten, die bereits mindestens drei und höchstens 18 Monate mit IFN β-1a behandelt wurden, und einen 25-Hydroxy-Vitamin-D3-Serumspiegel < 150 nmol/l aufwiesen. Sie wurden auf IFN-β 1a plus Placebo (n = 116) oder IFN β-1a plus orales Vitamin D3(14.007 IE/d; n = 113) randomisiert. Der im Studienverlauf angepasste primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten ohne Anzeichen einer klinischen oder paraklinischen Krankheitsaktivität (NEDA-3) in Woche 48.

Ergebnisse: Aufgrund einer Abbruchrate von 19,8 % standen 98 Patienten in der Vitamin-D3- und 88 in der Placebogruppe zur Auswertung zur Verfügung. Nach 48 Wochen hatten 36,3 % der Patienten, die hochdosiertes Vitamin D3 erhielten, einen NEDA-3-Status versus 35,3 % der Patienten der Placebogruppe (Odds Ratio: 0,93; 95%-Konfidenzintervall: 0,53 - 1,63; p = 0,80). Im Vergleich zu Placebo hatte die Vitamin-D3-Gruppe signifikant bessere MRT-Ergebnisse für aktive Läsionen (neue Kontrastmittel aufnehmende Läsionen und/oder neue oder sich vergrößernde T2-Läsionen) und für die Veränderung des Gesamtvolumens der T2-Läsionen gegenüber dem Ausgangswert. Sicherheit und Nebenwirkungsprofile waren in den Gruppen vergleichbar.

Schlussfolgerung: Die Studie konnte keinen Nutzen für hochdosiertes Vitamin D3 als Add-on-Behandlung zu IFN β-1a s. c. belegen, da der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde. Die Analyse der sekundären Endpunkte deutet aber auf eine protektive Wirkung der Vitamin-D3-Gabe auf die Entwicklung neuer MRT-Läsionen bei Patienten mit RRMS hin.

Hupperts R, Smolders J, Vieth R et al. Randomized trial of daily high-dose vitamin D3 in patients with RRMS receiving subcutaneous interferon β-1a. Neurology 2019;93:e1906-16