Fragestellung: Lassen sich aus der Zusammenschau von Studien zur Liquordiagnostik bei Demenzverdacht bestimmte neuropsychiatrische Symptome finden, die mit einem positiven Liquorbefund assoziiert sind?

Hintergrund: Während schlechte Ergebnisse in Merkfähigkeitstests zum Diagnosezeitpunkt sehr gut mit einem Alzheimer-typischen Befund im Liquor assoziiert sind, ist dies für neuropsychiatrische Symptome unklar.

Patienten und Methodik: Die Autoren suchten systematisch Studien zur Liquordiagnostik, in denen bei Patienten mit Demenzverdacht mindestens ein neuropsychiatrisches Merkmal erfasst und berichtet wurde. 21 Studien wurden gefunden.

Ergebnisse: Die Ergebnisse waren extrem heterogen. So zeigten zum Beispiel fünf Studien mit zusammen 585 Patienten keinerlei Assoziation von depressiven Symptomen mit einem positiven Liquorbefund, eine Studie (110 Patienten) zeigte eine positive Assoziation, drei Studien (452 Patienten) hingegen eine negative Assoziation. Für Tag-Nacht-Rhythmus-Störungen fanden sechs Studien (692 Patienten) eine positive Assoziation, zwei Studien (130 Patienten) keine Assoziation. Für Appetit und Apathie fanden sich jeweils ungefähr gleich viele Studien, die eine positive Assoziation beziehungsweise eine fehlende Assoziation zeigten. Nur für Agitation und Aggression fanden alle vier Studien, die dies untersuchten, konsistent eine positive Assoziation mit einem Alzheimer-typischen Liquorbefund.

Schlussfolgerungen: Die Autoren schließen aus ihrer systematischen Literaturübersicht, dass agitiertes oder aggressives Verhalten konsistent mit dem Vorliegen eines Alzheimer-typischen Liquorbefundes assoziert ist und somit auch als Prädiktor für eine Demenz zum Zeitpunkt der Liquoruntersuchung dienen könnte. Ebenso sind Tag-Nacht-Rhythmusstörungen, Appetitverlust und Apathie häufiger zu finden. Die extrem diskrepanten Ergebnisse, dass depressive Symptome in einigen Studien positiv (zum Zeitpunkt der Liquordiagnostik hatten depressive Patienten häufiger einen Alzheimer-typischen Liquorbefund) und in anderen negativ (Patienten mit depressiven Symptomen hatten seltener einen positiven Liquorbefund) assoziert waren, erklären die Autoren mit den heterogenen Erfassungsmethoden für depressive Symptome.

Showraki A, Murari G, Ismail Z et al. Cerebrospinal fluid correlates of neuropsychiatric symptoms in patients with alzheimer's disease/mild cognitive impairment: A systematic review. J Alzheimers Dis 2019; 71: 477-501