Fragestellung: Ist die tägliche Zeit, die auf soziale Medien verwendet wird, prospektiv mit internalisierenden und externalisierenden Problemen bei Jugendlichen assoziiert?

Hintergrund: Die Nutzung sozialer Medien stellt einen möglichen Risikofaktor für die seelische Gesundheit Jugendlicher dar. Erste Daten sprechen für einen Zusammenhang zwischen der Nutzungsdauer und internalisierenden Problemen, wie höhere Depressivität oder stärkere Ängstlichkeit, sowie externalisierenden Problemen, zum Beispiel Mobbing oder Aufmerksamkeitsdefizite. Die bisherigen Daten sind jedoch inkonsistent und es fehlen Studien, die den Anteil der psychischen Probleme quantifizieren, der auf die Nutzung der sozialen Medien zurückgeführt werden kann.

Methodik: Es handelte sich um eine longitudinale, prospektive Kohortenstudie im Rahmen einer Bevölkerungserhebung zum Tabakkonsum und zu Gesundheitsaspekten bei einer national repräsentativen Kohorte von Jugendlichen aus den USA. Die Befragungen wurden unter Verwendung computerassistierter Interviews in den Haushalten durchgeführt. Es wurde die von den Jugendlichen selbst berichtete Zeit, die sie an einem typischen Tag mit der Nutzung sozialer Medien verbringen, erfragt und klassifiziert (< 30 Minuten, > 30 Minuten bis 3 Stunden, > 3 Stunden bis 6 Stunden und > 6 Stunden). Zudem wurden die von den Probanden berichteten internalisierenden und externalisierenden Probleme ein Jahr nach der Abfrage der Nutzungsdauer erfasst.

Ergebnisse: An der Studie nahmen 6.595 Jugendliche teil (Alter: 12-15 Jahre; 51,3 % männlich). In nicht adjustierten Analysen war bereits die Nutzung sozialer Medien von mehr als 30 Minuten/Tag im Vergleich zu keiner Nutzung mit einem erhöhten Risiko für internalisierende Probleme verbunden, sowie mit internalisierenden und komorbiden externalisierenden Problemen. Je mehr Zeit mit sozialen Medien verbracht wurde, desto stärker war dieser Zusammenhang ausgeprägt. In für Kovariaten adjustierten Analysen zeigte sich für eine mehr als dreistündige Nutzung ein Zusammenhang mit internalisierenden Problemen allein (Relative Risk Ratio [RRR] bei Nutzung von 3-6 Stunden: 1,60; RRR bei Nutzung > 6 Stunden: 1,78) und bereits ab einer Dauer > 30 Minuten ein erhöhtes Risiko für komorbide internalisierende und externalisierende Probleme (RRR bei 30 Minuten bis 3 Stunden: 1,59; RRR bei 3-6 Stunden: 2,01; RRR bei > 6 Stunden: 2,44), aber nicht im Hinblick auf externalisierende Probleme allein. Weitere Analysen kamen zu dem Ergebnis, dass 0,8-18,9 % der internalisierenden sowie 0,8-15,3 % der externalisierenden Probleme bei Annahme eines kausalen Zusammenhangs durch eine kürzere Nutzungsdauer vermieden werden könnten.

Schlussfolgerung: Jugendliche, die länger als drei Stunden pro Tag soziale Medien verwenden, haben ein erhöhtes Risiko für psychische, insbesondere internalisierende, Probleme.

Riehm KE, Feder KA, Tormohlen KN et al. Associations between time spent using social media and internalizing and externalizing problems among US youth. JAMA Psychiatry 2019; 76: 1266-73