Zeigt sich unter der initialen MS-Therapie noch Krankheitsaktivität, votieren Experten dafür, frühzeitig auf eine andere Behandlung zu wechseln.

Dass sowohl ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn als auch eine frühzeitige Optimierung der Therapie bei unzureichender Wirksamkeit der initialen Medikation mit einer besseren Prognose im Krankheitsverlauf verknüpft ist, rief Professor Patricia Coyle, Director Multiple Sclerosis Comprehensive Care Center Stony Brook University New York/USA, auf einem Sanofi-Genzyme-Symposium beim ECTRIMS-Kongress 2018 anhand von Studiendaten in Erinnerung [Giovannoni G et al. Mult Scler Relat Disord 2016: S5-S48; Ziemssen T et al. J Neurol 2016; 263:1053–65]. Als zweites „Window of opportunity“ bezeichnete sie die frühzeitige Umstellung auf eine andere Therapie, falls noch Krankheitsaktivität nachweisbar ist. Denn bei der MS gebe es keine benigne Form.

Ist ein Wechsel der Medikation indiziert, kann Teriflunomid (Aubagio®) eine Option darstellen. Selbst nach zwei oder mehr Vortherapien war die Schubrate unter dieser oralen Therapie noch um 47 % und die Wahrscheinlichkeit für eine Krankheitsverschlechterung um 79 % reduziert (relative Risikoreduktion), erläuterte Professor Tjalf Ziemssen, Zentrum für Klinische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, mit Verweis auf eine aktuelle Studie von Freedman et al. [Freedman MS et al. Mult Scler 2018;24: 535–9].

Ziemssen referierte zudem „Real-world“-Daten der Studie TAURUS-MS I mit Teriflunomid [Rosenkranz T et al. Mult Scler J 2018;24(S2):328–529, P918]. Von 1.128 Patienten hatten 75,2 % mindestens eine Vortherapie gehabt. Der Großteil (59 %) hatte wegen Nebenwirkungen der vorherigen Medikation gewechselt, etwa ein Viertel wegen mangelnder Wirksamkeit und 16,2 %, weil sie eine orale Therapie wollten. 24 Monate nach der Umstellung war die mittlere Schubrate verglichen mit dem Zeitraum vor Baseline signifikant gesunken (0,4 vs. 0,9 zur Baseline, p < 0,0001). Der EDSS-Wert war stabil geblieben (4,1 vs. 4,2, p = 0,0192) und die Zufriedenheit der Patienten mit der Therapie war angestiegen (TSQM global satisfaction: 78,3 vs. 65,0, p<0,0001). Teriflunomid wurde laut Ziemssen generell gut vertragen und das Nebenwirkungsprofil war mit dem aus den klinischen Zulassungsstudien vergleichbar.