Fragestellung: Ist Atorvastatin bei Patienten mit chronisch subduralem Hämatom, die nicht operiert werden müssen, wirksam?

Hintergrund: Beim chronisch subduralem Hämatom kommt es als Begleiterscheinung zu einer lokalen Entzündungsreaktion und Überexpression von vaskulären Wachstumsfaktoren. Beim Rattenmodell des subduralen Hämatoms war Atorvastatin wirksam.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Phase-II-Studie, die zwischen Februar 2014 und November 2015 in China durchgeführt wurde. Es wurden 200 Patienten rekrutiert, die ein chronisch subdurales Hämatom hatten und keiner neurochirurgischen Therapie bedurften. Die Behandlung erfolgte über acht Wochen entweder mit 20 mg Atorvastatin pro Tag oder Placebo. Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung des Volumens des subduralen Hämatoms nach acht Wochen in der Computertomografie. Der neurologische Befund wurde unter anderem mit dem Glasgow-Coma-Skala und dem Barthel-Index untersucht.

Ergebnisse: Die Patienten waren im Mittel 65 Jahre alt und 87 % waren Männer. Das mediane initiale Hämatomvolumen betrug 63 ml. Ein Drittel der Patienten wies bilaterale subdurale Hämatome auf. Die Abnahme des Hämatomvolumens nach acht Wochen war unter Atorvastatin um 12,5 ml größer als unter Placebo. In der Atorvastatin-Gruppe verbesserten sich 45 Patienten (46 %) klinisch signifikant, verglichen mit 28 Patienten (29 %) in der Placebogruppe (Odds Ratio 1,96). Elf Atorvastatin- und 23 Placebopatienten mussten im Verlauf der Beobachtungszeit operiert werden, da sich entweder das Hämatom vergrößert hatte, oder der klinische Befund schlechter wurde.

Schlussfolgerungen: Atorvastatin könnte eine wirksame Therapie bei Patienten mit chronisch subduralem Hämatom sein, die nicht operiert werden müssen.

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Das Ergebnis muss in einer größeren Phase-III-Studie repliziert werden

Diese kleine chinesische Studie postuliert ein völlig neues konservatives Behandlungsprinzip für Patienten mit chronisch subduralen Hämatomen. Der Erfolg der Statin-Therapie zeigte sich nicht nur im Volumen des subduralen Hämatoms, sondern auch im klinischen Outcome sowie der Notwendigkeit eines operativen Eingriffes. Der zukünftige Einsatz von Atorvastatin bei chronisch subduralen Hämatomen wird unter anderem davon abhängen, dass das in dieser kleinen Studie gezeigte Ergebnis in einer größeren Phase-III-Studie repliziert werden kann.