Fragestellung: Kann der postpunktionelle Kopfschmerz mit Aminophyllin behandelt werden?

Hintergrund: Bei der Verwendung großkalibriger Punktionskanülen zur Liquorpunktion kommt es bei bis zur Hälfte aller punktierten Patienten zu lageabhängigen Kopfschmerzen, die zwischen drei und sieben Tagen anhalten. Es gibt nur sehr wenige randomisierte Studien zur medikamentösen Therapie, wobei Hinweise dafür vorliegen, dass Aminophyllin wirksam ist. Üblicherweise erfolgt die Therapie des postpunktionellen Kopfschmerzes durch einen epiduralen Blutpatch. Eine chinesische Arbeitsgruppe hat jetzt in einer kontrollierten Studie die potenzielle Wirksamkeit von Aminophyllin beim postpunktionellem Kopfschmerz untersucht.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine randomisierte klinische Studie, in welcher die Patienten innerhalb von drei Stunden nach Beginn der postpunktionellen Kopfschmerzen für zwei aufeinanderfolgende Tage entweder einmal täglich 250 mg Aminophyllin i. v. oder eine Placeboinjektion erhielten. Die Gabe von Aminophyllin erfolgte über zwei Tage. Der primäre Endpunkt war die mithilfe einer visuellen Analogskala im Stehen gemessene Kopfschmerzintensität acht Stunden nach der Behandlung. Darüber hinaus wurden der Gesamteindruck der Patienten sowie Nebenwirkungen registriert.

Ergebnisse: Für die Studie wurden 126 Patienten randomisiert, von denen 62 Aminophyllin und 64 Placebo erhielten. Die Patienten waren im Mittel 37 Jahre alt. Zum größten Teil (77 %) handelte es sich um Frauen. Die Schmerzintensität bei der Randomisierung betrug 7,3 auf der visuellen Analogskala (VAS). Acht Stunden nach der Behandlung wurde der Wert für den Kopfschmerz im Stehen in der Verumgruppe mit 2,98 und in der Placebogruppe mit 5,34 auf der VAS angegeben. Dieser Unterschied war mit einem p-Wert von 0,001 signifikant. Auch der globale Eindruck einer Besserung der Kopfschmerzen war mit 72,6 % versus 39,1 % zugunsten von Aminophyllin mit einem p-Wert von 0,01 signifikant. Der therapeutische Effekt ließ sich auch am zweiten Tag nachweisen. Nebenwirkungen waren in der mit Aminophyllin behandelten Gruppe nicht häufiger als in der Placebogruppe.

Schlussfolgerung: Die intravenöse Gabe von Aminophyllin reduziert signifikant postpunktionelle Kopfschmerzen.

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Klasse-I-Evidenz für Aminophyllin

Mit dieser randomisierten Studie können jetzt die Leitlinien dahingehend ergänzt werden, dass jetzt eine Klasse-I-Evidenz für die Wirksamkeit von intravenösem Aminophyllin bei Patienten mit postpunktionellem Kopfschmerzen besteht. Patienten, die auf diese Therapie nicht ansprechen, können dann immer noch am Tag zwei oder drei mit einem epiduralen Blutpatch behandelt werden.