Von Morbus Parkinson sind in Deutschland circa 220.000 Menschen betroffen. Bisher konzentrierte sich die Therapie überwiegend auf die Dopaminsubstitution, was aber langfristig meist nicht ausreichend ist. Mit Safinamid als Add-On-Therapie steht Betroffenen ein Medikament zur Verfügung, das sowohl das Dopamin- als auch das Glutamatsystem reguliert und dadurch motorische ebenso wie nicht motorische Einschränkungen bessert.

Neben den typischen motorischen Symptomen, etwa Dyskinesien, leiden Parkinson-Patienten auch unter einer Vielzahl von nicht motorischen Symptomen wie Schmerzen, Depressionen oder Schlafstörungen. Diese schränken die persönliche Lebensqualität stark ein. In den letzten Jahren zeigte sich mehr und mehr, dass nicht nur der Dopaminmangel, sondern auch weitere Neurotransmitter — etwa Acetylcholin oder Glutamat — zum Krankheitsbild beitragen. „Parkinson ist eine Multi-Transmitter-Erkrankung. Es ist nicht richtig zu behaupten, Parkinson sei ein ausschließliches Dopamin-Problem“, betonte auch Professor Heinz Reichmann, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Technischen Universität Dresden. „Das perfekte Medikament wäre eines, das nicht nur gegen ein, sondern gegen mehrere Transmittersysteme gerichtet ist!“

Parkinson-Patienten, bei denen eine Dopaminsubstitution nicht mehr ausreichend wirksam ist, können von Safinamid (Xadago®) profitieren. Es wird einmal täglich oral als Begleitmedikation zu Levodopa oder Dopaminagonisten verabreicht und verfügt über einen dualen Wirkmechanismus. Zum einen verlängert es als reversibler Monoaminooxidase B(MAO-B)-Inhibitor die Wirkdauer von L-Dopa und Dopamin. Zum anderen wirkt Safinamid auch nicht dopaminerg, indem es die Natrium- und Kalziumkanäle blockiert und dadurch die übermäßige Glutamatausschüttung reduziert.

In zulassungsrelevanten Studien hatte sich bereits gezeigt, dass Safinamid über zwei Jahre hinweg die tägliche Zeitspanne ohne störende Dyskinesien gegenüber Placebo verlängern kann (10,7 Stunden/Tag unter 100 mg Safinamid vs. 9,8 Stunden/Tag unter Placebo) [Borgohain R et al. Movement Disorders 2014; 29: 1273–80].

In Post-hoc-Analysen vermerkten Patienten unter Safinamid im Parkinson’s Disease Questionnaire (PDQ)-39 gegenüber Placebopatienten unter anderem eine signifikante Reduktion ihrer Muskelkrämpfe (p = 0,0009) [Cattaneo C et al. J Parkinsons Dis 2017;7:95–101] und eine signifikante Verbesserung ihres emotionalen Wohlbefindens (p = 0,0006) [Cattaneo C et al. J Parkinsons Dis 2017; 7:629–34]. Auch diese Wirkungen hielten über zwei Jahre hinweg an.