Fragestellung: Führt bereits ein geringer Konsum von Zigaretten zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko?

Hintergrund: Zigarettenkonsum ist ein eindeutig belegter Risikofaktor für koronare Herzerkrankung (KHK), akuten Myokardinfarkt und ischämischen Insult. Die Empfehlungen bezüglich der Prävention vaskulärer Erkrankungen schwanken allerdings zwischen einer völligen Beendigung des Rauchens und der Reduktion des Zigarettenkonsums. Daher untersuchten die Autoren, ob auch ein geringer Konsum von ein bis fünf Zigaretten am Tag das Schlaganfallrisiko erhöht.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine systematische Literaturrecherche und Auswertung von Kohortenstudien, in denen der Zigarettenkonsum sowie das KHK- und das Schlaganfallrisiko untersucht wurden. Identifiziert wurden 141 Kohortenstudien mit beinahe sieben Millionen Teilnehmern. Erfasst wurde zunächst das generelle Risiko vaskulärer Erkrankungen bei Rauchern, anschließend wurde das Risiko für Menschen berechnet, die nur eine Zigarette am Tag rauchen.

Ergebnisse: Die Ergebnisse für Schlaganfälle stützten sich auf die Daten von 3,4 Millionen Männern und 3,6 Millionen Frauen. Dabei traten 71.173 Schlaganfälle bei Männern und 60.520 bei Frauen auf. Das relative Risiko für Raucher verglichen mit Nichtrauchern betrug 1,25 für eine Zigarette am Tag, 1,30 für fünf Zigaretten am Tag und 1,64 für 20 Zigaretten am Tag. Bei Frauen lagen die entsprechenden relativen Risiken bei 1,31, 1,44 und 2,16. Die Werte für alle Risikogruppen waren statistisch signifikant. Das Risiko war bei Rauchern im Alter unter 45 Jahren am höchsten. Auch für die KHK ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Zahl täglich gerauchter Zigaretten und dem Risiko.

Schlussfolgerung: Schon der Konsum einer Zigarette am Tag erhöht das Risiko für Schlaganfall und koronare Herzerkrankung.

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Rauchen nicht reduzieren, sondern komplett stoppen

Diese riesige Kohortenstudie hat eine hohe Relevanz für die Beratung von Patienten mit Schlaganfallrisiko oder Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben. Da bereits der Konsum einer Zigarette am Tag das Risiko für vaskuläre Ereignisse signifikant erhöht, sollten Patienten dahingehend beraten werden, den Nikotinkonsum komplett aufzugeben und nicht die Zahl der Zigaretten zu reduzieren. Bei der Nikotinabhängigkeit handelt es sich zudem um ein Abhängigkeitsverhalten, das in aller Regel nur durch eine strukturierte Verhaltenstherapie im Gruppensetting behandelt werden kann.