Mit den neuen Kriterien des DSM-5 hat sich die Prävalenz von Vollbild-Essstörungen in vielen Studien erhöht. Eine Studie in Mainz belegt, dass dieses Mehr an Diagnosen keine Überdiagnosen sind, sondern zusätzlich Betroffene mit starken Beeinträchtigungen identifiziert werden können. Im Projekt MaiStep (Mainzer Schultraining zur EssstörungsPrävention) mit 1.657 Teilnehmern im Alter von im Mittel 13 Jahren lag die Prävalenz der Vollbilder nach dem DSM-IV bei 0,48 %, nach dem DSM-5 bei 1,15 % [Ernst V et al. Int J Eat Disord. 2017; 50(11): 1255–63]. Statistisch signifikant nahmen die nicht klar zuzuordnen Essstörungen EDNOS (Eating Disorder Not Otherwise Specified) zu, die im DSM-5 als OSFED (Other specified feeding or eating disorder) bezeichnet werden, und zwar von 2,90 % auf 6,23 %. Wie Dr. Florian Hammerle, Mainz, erläuterte, gaben die zusätzlich in der Diagnose erfassten Schüler eine ebenso hohe Belastung durch Angst, depressive Symptome oder Suizidgedanken an wie die bereits nach DSM-IV diagnostizierten Fälle. Alle Belastungsskalen ergaben zudem signifikante Unterschiede zwischen den nach DSM-5 diagnostizierten Schülern und gesunden Kontrollpersonen. „Wir erwischen mit dem DSM-5 Patienten, die tatsächlich belastet sind“, ist Hammerles Schlussfolgerung.