Fragestellung: Eine Fallsammlung dokumentiert die Anwendung von Idaruzizumab bei Patienten, die unter einer Therapie mit dem direkten Thrombininhibitor Dabigatran einen ischämischem Schlaganfall oder eine intrakranielle Blutung erlitten.

Hintergrund: Der humanisierte Antikörper Idaruzizumab ist ein wichtiger Fortschritt, um bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall beziehungsweise intrakranieller Blutung nach Antagonisierung von Dabigatran entweder eine systemische Lyse zu starten oder möglicherweise die Ausbreitung einer Blutung zu verhindern.

Patienten und Methodik: Die Fallsammlung umfasst 31 Patienten mit ischämischem Schlaganfall oder intrakranieller Blutung unter Dabigatran, die zwischen Januar und August 2016 in Deutschland mit Idaruzizumab behandelt wurden.

Ergebnisse: 19 Patienten mit ischämischem Schlaganfall erhielten nach Gabe von 5 mg Idaruzizumab innerhalb von 4,5 Stunden eine systemische Thrombolyse, von der 15 Patienten klinisch profitierten. Es kam zu zwei Todesfällen, in einem Fall wegen einer Infarzierung im hinteren Stromkreislauf, im anderen Fall aufgrund internistischer Komplikationen nach Thrombektomie. Zwölf Patienten erhielten Idaruzizumab aufgrund einer intrakraniellen Blutung (acht intrazerebrale, drei subdurale, eine subarachnoidale Blutung). Eine operative Entlastung erfolgte in vier Fällen. Bei zehn von zwölf Patienten mit Kontrollbildgebung zeigte sich keine sekundäre Blutungsausdehnung. Ein Patient mit sehr großer Blutung verstarb.

Schlussfolgerungen: Idaruzizumab scheint in Bezug auf thrombotische Komplikationen sicher zu sein. Bei ischämischem Schlaganfall kann es eine systemische Thrombolyse ermöglichen und bei hämorrhagischem Schlaganfall eine sekundäre Blutungsausdehnung verhindern.

Kommentar von Christian Weimar, Essen

Sicherheit von Idaruzizumab untermauert

Auch wenn unter der Behandlung mit Dabigatran ohnehin weniger Schlaganfälle als unter VKA auftreten, bietet die Möglichkeit einer sehr raschen Antagonisierung zusätzliche Therapieoptionen. So kam es unter systemischer Thrombolyse zu keiner Blutungskomplikation und nur zwei von zwölf Patienten mit intrakranieller Blutung zeigten eine Volumenzunahme. Natürlich kann eine retrospektive Fallsammlung keine randomisierte Studie ersetzen. Die Daten geben aber zusätzliche Sicherheit für die klinische Anwendung in diesen relativ seltenen Indikationen.

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Prof. Dr. med. Christian Weimar, Essen