Mehr als jeder dritte Epilepsiepatient spricht nicht ausreichend auf die medikamentöse Therapie an – was sollte dann getan werden? Chirurgische Eingriffe am Gehirn sind bei fokalen Epilepsien gut wirksam, werden aber von vielen Patienten nicht akzeptiert. Weniger erfolgreich sind in der Regel weniger invasive Verfahren, die individuell ausgewählt werden sollten.

An erster Stelle sollte bei Patienten mit Pharmakotherapieresistenz, das heißt ohne dauerhafte Anfallsfreiheit unter mindestens zwei Antiepileptika, die Eignung für epilepsiechirurgische Verfahren geprüft werden, betonten die Experten beim 5. Hamburger Fachgespräch Epilepsie. Insbesondere bei fokalen Epilepsien werden chirurgisch sehr gute Ergebnisse erzielt, sagte Professor Martin Holtkamp, Direktor des Epilepsiezentrums Berlin-Brandenburg. Rund jeder zweite Behandelte werde anfallsfrei. Das Problem: Viele Patienten, die für die Eingriffe in Frage kommen, hätten Angst vor einer Hirnoperation und lehnten sie ab: „Das mache ich nicht“.

Deutlich besser akzeptiert werden alternative, weniger invasive Methoden, insbesondere transkutane Stimulationsverfahren, sagte Dr. Randi von Wrede, Neurologin am Universitätsklinikum Bonn. Die Datenlage ist allerdings noch gering. Positive 18-Wochen-Ergebnisse zur externalen Trigeminusstimulation wurden in einer kleinen 1-Jahres-Studie bestätigt. Die Responderrate lag bei 37 % vs. 25 % in der aktiven Kontrollgruppe, berichtete von Wrede. Die Wirksamkeit der transkutanen Vagusnervstimulation (VNS) sei bisher unklar, etwa jeder dritte der in Bonn behandelten 21 Patienten habe angesprochen. Nachteile beider Verfahren sind die Gerätekosten, die von den Patienten selbst getragen werden müssen.

Etabliert ist die invasive VNS, auf die nach Angaben der Neurologin etwa 50 % der Behandelten ansprächen; nur wenige werden jedoch anfallsfrei. Das Stimulationsverfahren sei auch günstig für Kognition und bei Depressionen; diese stellen sinnvolle Zusatzkriterien für die Wahl des Verfahrens dar.

Genau anders verhält es sich bei der „schon relativ invasiven“ tiefen Hirnstimulation (THS) mit einer Responderrate von fast 70 % nach fünf Jahren. Im Langzeitverlauf wurden bei einem Viertel der Behandelten Gedächtnisstörungen und bei einem Drittel Depressionen berichtet.