Die Bedeutung von Noradrenalin in der Pathophysiologie der Depression wird seit längerem diskutiert. Daher erscheint der Einsatz von Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) bei verschiedenen Depressionsarten besonders sinnvoll.

Mit Milnacipran (MILNAneuraX®) steht in Deutschland seit März 2016 nun ein SNRI zur Behandlung von Episoden einer Major Depression zur Verfügung. Wie Professor Göran Hajak, Bamberg, erläuterte, gibt es jedoch bereits umfangreiche Erfahrungen — teilweise auch unter in Deutschland praktizierenden Ärzten — mit diesem Arzneimittel, da es bereits seit 20 Jahren in Österreich für diese Indikation zugelassen ist.

Professor Hans-Peter Volz, Werneck, erläuterte den Stellenwert von Milnacipran im Vergleich mit anderen Medikamenten. Als einziges der in Deutschland verfügbaren SNRI biete Milnacipran von Anfang an eine duale Wirksamkeit und sei damit beispielsweise eine Option bei fehlendem Ansprechen auf SSRI. Einen weiteren Vorteil sieht er darin, dass Milnacipran nicht über das Cytochrom P450-Enzymsystem (CYP-System) metabolisiert wird. Kinetische Interaktionen mit anderen über die Leber verstoffwechselten Wirkstoffen seien daher nicht zu befürchten, darüber hinaus auch keine Plasmaspiegelunterschiede infolge genetischer Polymorphismen bei CYP-Enzymen.

Professor Siegfried Kasper, Wien, arbeitete heraus, welche depressiven Patienten am ehesten auf Milnacipran ansprechen. Insbesondere seien dies jüngere und aktive Patienten sowie ältere mit Komorbiditäten und Polypharmazie, aber auch diejenigen, die psychomotorisch gehemmt sind. Des Weiteren sieht er die Substanz als geeignet für Patienten mit hauptsächlich körperlichen Symptomen wie Schmerzen, oder die Suizidgedanken entwickeln. Eine langsame Aufdosierung (Initialdosis 25 mg) bis zur empfohlenen Maximaldosis von zweimal 50 mg sei sinnvoll. „Um Schlafstörungen zu vermeiden, geben wir die zweite Dosis zwischen 14.00 und 15.00 Uhr“, so Kasper.