Diagnostik, Therapie und Management einer adulten ADHS bedürfen einer geschulten und aufmerksamen Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Die Fortbildungsreihe „ADHS im Dialog“ mit Workshops zu aktuellen und praxisrelevanten Inhalten bietet hier Unterstützung.

„Erkennen und Differenzieren“ — so auch der Titel ihres Vortrags — sind laut Dr. Melanie Grindel, niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Mainz, angesichts von maskierenden Faktoren und möglichen Komorbiditäten die wichtigsten Voraussetzungen bei der Diagnose einer adulten ADHS. Denn die „typischen“ ADHS-Symptome wie Impulsivität, Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität springen bei Erwachsenen keineswegs sofort ins Auge. Aufgrund eines Symptomwandels treten sie sogar häufig in den Hintergrund und äußern sich etwa in Form innerer Unruhe, Ausgrenzungen im sozialen Bereich oder indem Betroffene beruflich oft weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Im Hinterkopf haben sollte man wichtige Überschneidungen beziehungsweise differenzialdiagnostische Aspekte in Hinblick auf Impulskontrollstörungen anderer Genese, Burn out, Depressionen, bipolare Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen oder ein demenzielles Syndrom.

Diplom-Psychologe Dr. Karsten Herrmann, niedergelassener Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Winsen, widersprach vehement der oft noch anzutreffenden Meinung, erwachsene ADHS-Patienten seien besonders schwierige, zeit- und kostenintensive Patienten. Der zeitliche Aufwand zur Diagnostik — der sich durch Zuhilfenahme der IDA-R (Integrierte Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter), dem validierten Diagnosetool, das auf den neuen Kriterien des aktuellen DSM-Standards basiert, stark eingrenzen lässt — zahlt sich durch sehr dankbare Patienten aus, so Herrmann, die — einmal richtig eingestellt — eine überdurchschnittlich hohe Compliance aufweisen. Mittel der ersten Wahl in der multimodal angelegten ADHS-Therapie ist Methylphenidat.

Eine weitere Säule besteht aus psychotherapeutischen Interventionen beziehungsweise Coaching, erläuterte Dr. Sabine Krämer, niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Frankfurt. Individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt kommen mehrere störungsspezifische psychotherapeutische Ansätze, überwiegend aus der kognitiven sowie dialektisch-behavioristischen Verhaltenstherapie als Kurzzeitintervention infrage. Häufig kann man aber bereits mit einfachen Tipps zu den Problembereichen Selbstorganisation, Prokrastination oder Emotions- und Impulskontrolle gut umsetzbare Hilfestellungen geben, so Krämer.