Eine im Kindesalter nicht erkannte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bleibt auch im Erwachsenenalter oftmals undiagnostiziert. Dass ADHS bei Erwachsenen nicht nur selten diagnostiziert, sondern folglich auch oft nicht adäquat behandelt wird, verdeutlichte Professor Josep A. Ramos-Quiroga, Barcelona, anhand spanischer Daten. Danach erhalten nur 32,05 % der erwachsenen ADHS-Patienten ein Rezept für eine medikamentöse Therapie, die im Rahmen einer multimodalen Behandlung empfohlen wird [Aragonès E et al. Rev Esp Salud Pública 2010; 84: 415 – 20]. „Wird die ADHS bei Erwachsenen nicht korrekt oder unzureichend therapiert, sehen wir häufig funktionelle Auswirkungen. Diese betreffen beispielsweise die Kriminalität“, so Ramos-Quiroga mit Verweis auf eine Studie, die die Effekte medikamentöser Therapeutika auf die Kriminalitätsrate erwachsener ADHS-Patienten anhand des schwedischen ADHS-Registers von 2006 bis 2009 (n = 25.656) untersuchte [Lichtenstein P et al. N Engl J Med. 2012; 22; 367: 2006 – 14]. Im Vergleich zu Zeiten ohne Medikation verringerte sich die Kriminalitätsrate bei Männern signifikant um 32 % (Frauen 41 %). Unter der Behandlung mit Psychostimulantien wie Methylphenidat (MPH, z. B. Medikinet® adult) war die Rate am geringsten, verglichen mit Nicht-Stimulantien. „Diese Ergebnisse verdeutlichen, warum es wichtig ist, mit der Medikation auch die emotionale Stabilität der Patienten zu beeinflussen“, so Ramos-Quiroga und verwies auf eine Studie zur Verbesserung der emotionalen Symptome unter retardiertem MPH [Rösler M et al. World J Biol Psychiatry 2010; 11: 709 – 18].