Fragestellung: Die Studie untersucht, ob MRT-Befunde, nämlich Hirn-, Hippocampus- und Läsionsvolumen der weißen Substanz, in der Lage sind, die zukünftige Entwicklung von Demenzerkrankungen und Morbus Alzheimer in der Allgemeinbevölkerung vorherzusagen.

Hintergrund: Die MRT wird in der Demenzabklärung genutzt, um strukturelle Veränderungen im Rahmen neurodegenerativer Erkrankungen zu erfassen. Ein Nutzen bei gesunden Personen in der Prädiktion einer Demenz ist nicht etabliert.

Patienten und Methodik: Anhand einer Kohorte von 1.721 Personen ohne Demenz (Alter 72,2 ± 4,1 Jahre) wurde untersucht, in welcher Weise das im MRT bestimmte Hirn-, das Hippocampus- und das Läsionsvolumen der weißen Substanz die Inzidenz von Demenzerkrankungen sowie die Prädiktion des Morbus Alzheimer ergänzend zu etablierten Risikofaktoren (u. a. Alter, Geschlecht, Bildung, kognitive Leistungsfähigkeit, vaskuläre Risikofaktoren und Erkrankungen, Apolipoprotein-E-Genotyp) beeinflussen.

Ergebnisse: Über zehn Jahre entwickelten 119 Personen eine Demenz, davon 84 einen Morbus Alzheimer. In multivariablen Regressionen prädizierte das Hippocampus- und das Läsionsvolumen der weißen Substanz, nicht jedoch das Gesamthirnvolumen zwar die Inzidenz einer Demenz. In C-Statistiken hingegen verbesserte keiner der drei Marker und auch nicht ihre Kombination die Demenzvorhersage, wenn die Variablen zusätzlich in ein Modell eingefügt wurden, das die etablierten Risikofaktoren beinhaltete.

Schlussfolgerung: Die Autoren folgern, dass die Kernspintomografie die Prädiktion zukünftiger Demenzereignisse nicht in einer relevanten Weise verbessert.

Kommentar von Dirk Hermann, Essen

Demenz bleibt eine klinische Diagnose

Die Kernspintomografie des Schädels ist bei Gesunden nicht in der Lage, zukünftige Demenzereignisse vorherzusagen. In der Allgemeinbevölkerung bietet die Kernspintomografie in der Demenzprädiktion, verglichen mit klinischen Befunden, nur geringe Zusatzinformation, selbst wenn komplexe statistische Verfahren verwendet werden. Die Indikation zur Kernspintomografie sollte in der Demenzdiagnostik auf klinischen Informationen fußen.

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Prof. Dr. med. Dirk M. Hermann, Essen