Die Substanz NNZ-2566 ahmt die Funktion des insulinähnlichen Wachstumsfaktors 1 (IGF 1) nach und zeigte in Tierstudien eine Reihe positiver Effekte auf die Gehirnfunktion. Unter anderem ließen sich die synaptische Langzeitpotenzierung und das Dendritenwachstum verstärken, die Wirkung proinflammatorischer Zytokine dämpfen und pathologische Aktivitäten von Astrozyten und Mikroglia unterbinden.

In einer Phase-II-Studie ging es primär um die Sicherheit und Verträglichkeit des IGF-1-Analogons, das unter dem Namen Trofinetide zur Behandlung bei unterschiedlichen Formen von Hirnschädigungen weiterentwickelt werden soll, erläuterte Dr. Daniel Glaze, Universität San Diego/USA. An der Studie nahmen 56 Frauen mit Rett-Syndrom (Alter 16 bis 44 Jahre) teil. Da die Erkrankung im Alter von sechs bis 18 Monaten beginnt und die Gehirnentwicklung in den Folgejahren tiefgreifend beeinträchtigt, war die Erwartung an den Therapieerfolg recht gering.

Neben den Sicherheitsdaten wurden auch Veränderungen im Verhalten der Teilnehmer sowie der Eindruck von Ärzten und pflegenden Angehörigen erfasst. Die stereotypen Handbewegungen von Rett-Patienten wurden mit dem Motor Behavior Assessment (MBA) bewertet, die Schwere des Syndroms auf einer Skala notiert, ebenso die Verbesserung beim klinischen Gesamteindruck (CGI-I). Als Therapieerfolg definiert wurde eine Verbesserung bei mindestens zwei der wichtigsten Parameter, ohne dass es bei anderen zur Verschlechterung kam.

Geprüft wurden 35 sowie 70 mg/kg KG Trofinetide zweimal täglich als Lösung für bis zu vier Wochen. Signifikante Unterschiede gegenüber Placebo zeigten sich nur in der höheren Dosierung, hier aber in drei der untersuchten Kernparameter: So ging der MBA-Wert mit NNZ-2566 stärker zurück (2,0 versus 0,5 Punkte), und der CGI-I Wert (3,2 versus 3,6) deutete auf eine gewisse klinische Verbesserung. Schließlich verringerten sich nach dem Urteil der Pflegepersonen auch die Probleme im Umgang mit den Patienten unter dem Wirkstoff stärker als unter Placebo. Schwere Nebenwirkungen traten unter beiden Dosierungen nicht auf.

NNZ-2566 wird vom US-Unternehmen Neuren entwickelt, das den Wirkstoff nun auch bei Kindern prüfen möchte. Hier besteht die Aussicht, dass die Substanz krankheitsmodifizierend eingreifen und die Ausprägung des Syndroms mildern könnte.