Glatirameracetat ist „das in klinischen Studien am längsten untersuchte MS-Medikament“, konstatierte Professor Tjalf Ziemssen, Universitätsklinik Dresden, Leiter und Gründer des Multiple Sklerose-Zentrums Dresden. Neue Forschungsergebnisse gibt es zur Wirkung von Glatirameracetat auf Astrozyten und zu genetischen Analysen zur Vorhersage von Respondern. Als Schlüssel zur diffusen Neurodegeneration bei MS gilt die Aktivierung der Astrozyten. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Unter Glatirameracet bilden Astrozyten den neurotrophen Faktor BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factor). „Das ist ein neuer Mechanismus direkt im Gehirn: Neuroprotektion über Astrozyten“, sagte Professor Ralf Linker, Leiter des Bereichs Neuroimmunologie und des Neurologischen Forschungslabors der Neurologischen Klinik der Universität Erlangen.

Die Verlaufsformen der frühen Phase der MS sind unterschiedlich. Ist jedoch der kritische Wert von EDSS 3 (Expanded Disability Status Scale 3) erreicht, verläuft die weitere Progression uniform. Um die Lebensqualität der Patienten mit MS möglichst lange zu erhalten, ist eine frühzeitige, möglicherweise protektive Therapie wichtig, so Professor Friedemann Paul, Neuro Cure Clinical Research Center, Charité Berlin. Nach 20 Jahren frühzeitiger und kontinuierlicher Therapie mit Glatirameracetat (Copaxone®) hatten mehr als 60 % der Patienten immer noch einen EDSS unter 4, so die Ergebnisse der US Open-Label Glatiramer Acetate Study Group [Ford C, Landkani D. ECTRIMS 2014, Abstract P 577].

In Zukunft lässt sich möglicherweise durch SNP (Single Nucleotide Polymorphism)-Analyse von elf Gen-Loci herausfinden, welche Patienten „Super Responder“ auf eine Glatirameracetat-Therapie sein werden. Ein zweiter Blick auf die Daten, insbesondere die Daten der 20-Jahres-Studie wäre unter diesem genetischen Aspekt spannend, so Ziemssen. Sein Fazit: „Pharmakogenetische Untersuchungen könnten uns dem Ziel einer personalisierten, individuellen Therapie näher bringen.“