Bei Patienten mit Depression macht eine Online-Therapie in vielen Situationen Sinn: Damit lässt sich etwa die Zeit bis zum Termin beim Arzt oder Therapeuten überbrücken, sie kann die Rückfallprophylaxe unterstützen oder als niederschwelliges Therapieangebot dienen. Zudem kann ein solches Programm den Therapeuten alarmieren, sollte sich die Situation des Patienten deutlich verschlechtern. Darauf hat das Unternehmen Merz bei der Präsentation des Online-Therapieprogramm deprexis® im Rahmen des DGPPN-Kongresses in Berlin hingewiesen.

Bei deprexis® handelt es sich nach Angaben des Unternehmens um das erste CE-zertifizierte Online-Therapieprogramm zur individualisierten interaktiven Therapie von Patienten mit unipolarer Depression oder depressiver Verstimmung. Es wurde von europäischen und US-amerikanischen Psychiatern, Psychotherapeuten und IT-Spezialisten entwickelt und anschließend in klinischen Studien geprüft. Das Programm basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Es enthält strukturierte Übungen und Module, die sich inhaltlich und methodisch an den Empfehlungen der nationalen S3-Versorgungsleitlinie zur unipolaren Depression orientieren.

Die Patienten werden in den Übungen ermutigt, problematische Gedanken zu hinterfragen, hinderliche Verhaltensmuster zu erkennen und Strategien zu erarbeiten, um schwierige Lebenssituationen besser zu meistern. Das Programm vermittelt auch Informationen zum Krankheitsbild Depression und unterstützt die Anwender mit SMS sowie E-Mails, um die Inhalte der Online-Übungen zu vertiefen und im Alltag zu integrieren. Es reagiert individuell auf die Antworten der Patienten und passt die Inhalte entsprechend an.

Anwender erhalten einen Zugangsschlüssel und können das Programm 90 Kalendertage nutzen. Spezielle Computerkenntnisse sind nicht nötig. Empfohlen wird, die Online-Therapie ein bis zweimal wöchentlich 30 Minuten lang anzuwenden. Dabei kann das Programm so eingerichtet werden, dass Therapeuten auf die wesentlichen Ergebnisse zugreifen können.

Der Nutzen der Online-Therapie wurde inzwischen in mehreren Studien überprüft. In einer Untersuchung mit 210 Patienten nahm die Hälfte an dem Programm teil, die anderen (Kontrollgruppe) wurden einer Warteliste zugeteilt und durften das Programm zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Innerhalb von acht Wochen ging dabei der Wert nach dem Beck Depression Inventory (BDI) mit deprexis® von knapp 29 auf 20,5 Punkte zurück, in der Kontrollgruppe dagegen nur von 30 auf knapp 26 Punkte. Der Unterschied war signifikant.

Zu Beginn der Studie waren die meisten Teilnehmer skeptisch: Nur 38% erwarteten einen Nutzen. Hinterher beurteilten aber zwei Drittel die Online-Therapie als hilfreich [Behav Res Ther 2012; 50: 513–21].