Mit den Weiterentwicklungen in der Therapie des Hodgkin-Lymphoms (HL) bei Kindern werden langfristige kardiotoxische Effekte in Zukunft wahrscheinlich seltener werden, hat ein kanadisches Team auf der Basis von vier Studien der Children's Oncology Group (COG) errechnet. Die 2.563 Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt der Diagnose median 15 Jahre alt. In allen Fällen handelte es sich um intermediäre oder fortgeschrittene Tumorstadien.

Vor allem der Anteil der Patientinnen und Patienten mit mediastinaler Bestrahlung war über die Jahre rasant gesunken, von 61,8 % in der ersten auf 0,4 % in der letzten Studie. Die mediane Herzdosis war in dieser Zeit von 13,2 auf 3,8 Gy zurückgegangen. Dagegen war die kumulative Doxorubicin-Dosis von 200 mg/m2 in der AHOD0031-Studie auf 300 mg/m2 in der S1826-Studie gestiegen. Dexrazoxan, das in der ersten Gruppe noch gar nicht zum Einsatz gekommen war, hatte man in der jüngsten Studie bei über 79 % der Teilnehmenden angewendet.

figure 1

© FatCamera / Getty Images / iStock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Kinder mit Hodgkin-Lymphom profitieren von therapeutischen Fortschritten.

Andrea Lo und ihr Team wendeten eine Modellrechnung an, mit der das Risiko einer Herzerkrankung innerhalb von 30 Jahren nach Therapie des HL ermittelt werden sollte. In diesem Modell ging man von einem Rückgang der Häufigkeit einer mediastinalen Radiotherapie von 40 % auf 1 %, einem Rückgang der medianen Herzdosis von 15,0 Gy auf 3,8 Gy, einer Erhöhung der kumulativen Anthrazyklindosis von 200 auf 300 mg/m2 und einem Anstieg der Dexrazoxan-Behandlungen von 0 % auf 80 % über die vier Studien hinweg aus.

Nach Lo et al. würden diese Veränderungen unter dem Strich zu einem Rückgang der Inzidenz schwerer oder tödlicher Herzerkrankungen (Grad 3-5) von 9,6 % auf 6,2 % führen (bei einem durchschnittlichen HL-Patienten, der bei Therapiebeginn 15 Jahre alt war). Die Rate würde damit nur wenig über der kumulativen Inzidenz liegen, die man ohne entsprechende Therapie im Lauf von 30 Jahren erwarten würde (5,0 %).

Den maximalen Effekt würde man erzielen, wenn man die kumulative Anthrazyklindosis von 300 auf 200 mg/m2 senken und alle Patienten mit Dexrazoxan behandeln würde. Die damit erreichte zusätzliche Risikoreduktion würde allerdings relativ gering ausfallen.

Lo AC et al. Late Cardiac Toxic Effects Associated With Treatment Protocols for Hodgkin Lymphoma in Children. JAMA Netw Open. 2024;7(1):e2351062