3.315 Existenzgründungen hat die apoBank in den Jahren 2021/2022 begleitet. Zumindest in dieser großen Stichprobe liegt unter den gewählten Praxisformen die Einzelpraxis immer noch vorne.

Die Kostenunterschiede bei der Einzelpraxisübernahme sind riesig: Bei der Niederlassung werden für eine orthopädische Einzelpraxis im Schnitt gut 507.000 € Anfangsinvestitionen fällig, im Falle einer Frauenarzteinzelpraxis nur rund die Hälfte davon (251.600 €) und für eine hausärztliche Praxis im Durchschnitt knapp 180.000 €. Diese Unterschiede, die in der Existenzgründungsanalyse von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) für die Jahre 2021/22 dokumentiert wurden, sind auch ein Abbild der Einkommenserwartungen bei Existenzgründung.

Die apoBank ist nach eigenen Angaben deutlicher Marktführer bei Existenzgründungen von Ärztinnen und Ärzten. In die Analyse sind 3.315 Gründungen und Übernahmen eingeflossen, die von der apoBank im Zeitraum 2021 bis 2022 begleitet wurden. Die regelmäßig vorgelegte Existenzgründungsanalyse ist aufgrund der hohen Gründungszahlen ein recht zuverlässiger Indikator für die Trends bei Niederlassungen.

Einzelpraxisübernahme vorne

Der immer wieder ausgerufene Trend weg von der Einzelpraxis entspricht zumindest bei der Existenzgründung von Ärztinnen und Ärzten, die von der apoBank finanziert werden, nicht der Realität. 57 % der Existenzgründerinnen und -gründer wählten in der Zeitspanne von 2017 bis 2018 entweder die Einzelpraxisneugründung (4 %) oder -übernahme (53 %) als Niederlassungsform. Vier Jahre später sind es insgesamt 58 %, also sogar noch ein Prozentpunkt mehr: 49 % der Ärztinnen und Ärzte übernahmen 2021 und 2022 eine Einzelpraxis, 9 % gründeten eine neue.

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Einzelpraxen sind bei der Existenzgründung weiterhin beliebt - ländliche Regionen weit weniger.

Die Überführung einer Einzelpraxis in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) und der Eintritt in eine BAG machten in den Jahren 2017 und 2018 rund 25 % der Gründungen aus, in 2021 und 2022 waren es 28 %. Im Gegenzug ging allerdings die Gründung oder Übernahme weiterer Kooperationsformen zurück.

Steigende Niederlassungskosten

Ein weiterer Trend, der sich aus der apoBank-Analyse ergibt: Die Gesamtkosten für die Niederlassung sind tendenziell eher gestiegen. Für die Übernahme einer Einzelpraxis bei hausärztlichen Praxen beliefen sie sich in den Jahren 2021 und 2022 auf 179.100 €, zwei Jahre zuvor waren es noch 169.300 €. Im Zeitraum von 2015 bis 2016 musste eine junge Ärztin oder ein junger Arzt im Durchschnitt sogar nur 133.800 € investieren. Deutlich günstiger wird es für Hausärztinnen und -ärzte, wenn sie sich in einer Kooperation niederlassen: Der Beitritt in eine BAG erforderte mit durchschnittlich 130.600 € die geringsten Investitionen für die Niederlassung im aktuellen Analysezeitraum.

Als Beitritt wird bezeichnet, wenn sich neue Miteigentümerinnen und -eigentümer erst selbst einen Patientenstamm aufbauen müssen. Der Eintritt umfasst im Gegensatz dazu auch die Übernahme des Patientenstammes einer Vorgängerin oder eines Vorgängers. Dieser Eintritt kostet laut der Analyse im Durchschnitt 147.200 €.

Städte sind attraktiv

Nach wie vor ist es laut apoBank-Analyse so, dass vor allem in Städten Existenzgründungen vorgenommen werden, obwohl Praxen auf dem Land deutlich günstiger zu erwerben sind. Für ärztliche Existenzgründungen insgesamt gilt laut der Analyse, dass die Häufigkeit mit zunehmender Gemeindegröße steigt -ebenso wie der Übernahmepreis. So waren in den Jahren 2021 und 2022 hausärztliche Landpraxen (Einzelpraxisübernahmen) mit im Schnitt 81.300 € um einiges günstiger als in den großen Städten mit 114.300 €.

Verglichen mit den Vorjahren ist laut apoBank der Anteil an Niederlassungen auf dem Land in 2021 und 2022 zwar um zwei Prozentpunkte gestiegen, trotzdem bleibe er vergleichsweise klein. Denn in den ländlichen Regionen, wo 10 % der Gesamtbevölkerung leben, fänden nur 6 % aller ärztlichen Existenzgründungen statt. Die Hälfte der Praxisgründerinnen und -gründer lasse sich in den Großstädten nieder, obwohl dort lediglich ein Drittel aller Bürgerinnen und Bürger wohnt.

Allerdings ziehe es gerade die jungen Gründerinnen und Gründer ein Stück mehr in Richtung Land als die älteren. „Insofern bleibt es spannend, ob der leichte Anstieg an Praxisgründungen auf dem Land sich weiter fortsetzen wird“, so Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Beteiligungen bei der apoBank.