Selumetinib von Alexion ist die erste medikamentöse Behandlungsoption für Kinder und Jugendliche mit symptomatischen, inoperablen plexiformen Neurofibromen im Rahmen einer Neurofibromatose Typ 1. Die meisten Patientinnen und Patienten erreichten darunter eine Remission, funktionale Besserung und/oder Schmerzreduktion.

Die Neurofibromatose Typ 1 (NF 1) ist ein seltenes Tumorprädispositionssyndrom, das unter anderem mit Hautveränderungen, Knochenanomalien sowie kardiovaskulären, endokrinologischen und neuropsychologischen Störungen einhergehen kann.

30-50 % der Betroffenen haben bereits bei Geburt unter der Haut oder in tieferen Körperregionen plexiforme Neurofibrome (PN). Diese sind primär gutartig, entarten aber in etwa 10 % der Fälle in maligne periphere Nervenscheidentumoren, die früh metastasieren und ein Hauptgrund für die verkürzte Lebenserwartung bei NF 1 sind.

Mit der Zulassung von Selumetinib (Koselugo®) für Kinder ab drei Jahre und Jugendliche mit NF 1 und symptomatischen, inoperablen PN gibt es erstmals eine Therapie, die das Tumorvolumen verkleinern und die tumorassoziierte Symptomatik reduzieren kann. Selumetinib ist ein selektiver MEK1/2-Inhibitor und ist seit August 2021 in Deutschland verfügbar.

Die zulassungsrelevanten Daten stammen aus der Phase-I/II-Studie SPRINT. In Phase I wurden 24 Kinder/Jugendliche mit NF 1 und inoperablen PN mit Selumetinib (20-30 mg/m2 Körperoberfläche [KOF] zweimal täglich) behandelt [Dombi E et al. N Engl J Med 2016;375(26):2550-60]. Bei 71 % der Behandelten kam es zu einer partiellen Remission (PR; Reduktion des Tumorvolumens um ≥ 20 %). In der offenen Phase II der Studie erhielten 50 Kinder/Jugendliche mit inoperablen PN und mindestens einer PN-assoziierten Komplikation kontinuierlich Selumetinib (25 mg/m2 KOF zweimal täglich) [Gross AM et al. N Engl J Med. 2020;382(15):1430-42]. Hier erzielten 68 % der Kinder/Jugendlichen eine (nach ≥ 3 Monaten) bestätigte PR; bei 56 % war diese lang anhaltend (PR > 12 Zyklen). Die Rate des progressionsfreien Überlebens betrug nach drei Jahren 84 %.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren leichte bis moderate gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen oder Diarrhö), akneiformer Hautausschlag und Paronychie.