Pegcetacoplan von Swedish Orphan Biovitrum ist ein Hemmer des Komplementfaktors C3 zur Behandlung von Personen mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) mit anhaltender Anämie. Mit der breiten Wirkung auf die C3-vermittelte Komplementkaskade können Bluttransfusionen effektiver vermieden werden.

Bei Patientinnen und Patienten mit PNH werden Erythrozyten zerstört, weil ihnen aufgrund erworbener Mutationen komplementregulierende Proteine wie CD55 und CD59 auf der Zelloberfläche fehlen. Die Folgen: intravasale Hämolyse mit Anämie und Retikulozytose, Zytopenie sowie eine Neigung zu Thrombosen. PNH-Kranke leiden häufig unter Fatigue, Atemnot, abdominellen Schmerzen, Schluckbeschwerden und Erektionsstörungen. Unbehandelt kann dies zum Tod führen.

Pegcetacoplan besteht aus zwei identischen Pentadecapeptiden, die kovalent an die Enden eines linearen PEG-Moleküls gebunden sind. Es bindet mit hoher Affinität an das Komplementprotein C3 sowie an dessen Aktivierungsfragment C3b und hemmt so die extravasale sowie die intravasale Hämolyse.

Pegcetacoplan (Aspaveli®) ist seit April 2022 in Deutschland zur Behandlung Erwachsener mit PNH verfügbar und wird bei anhaltender Anämie unter mindestens dreimonatiger Standardtherapie mit einem C5-Inhibitor eingesetzt.

In der randomisierten, kontrollierten und offenen Phase-III-Studie PEGASUS waren Erwachsene mit PNH, deren Hämoglobin(Hb)-Wert unter Therapie mit dem C5-Inhibitor Eculizumab weiterhin niedrig war (< 10,5 g/dl), in einer Run-in-Phase zunächst vier Wochen lang kombiniert mit Pegcetacoplan plus Eculizumab behandelt worden. Danach waren sie im Verhältnis 1:1 in zwei Monotherapie-Arme randomisiert worden [Hillmen P et al. N Engl J Med. 2021;384(11):1028-37]. Nach 16 Wochen hatte sich der durchschnittliche Hb-Wert unter Pegcetacoplan signifikant stärker erhöht als unter Eculizumab (mittlere Zunahme um 3,84 g/dl vs. Eculizumab; p < 0,001). 34 % der Behandelten erreichten eine Hb-Normalisierung (vs. 0 %). 85 % der mit Pegcetacoplan Behandelten benötigten zudem keine Transfusionen (vs. 15 % unter Eculizumab; p < 0,001). Die Behandlungsergebnisse gingen mit einer klinisch relevanten Steigerung der Lebensqualität einher. In einer anschließenden offenen Studienphase erhielten alle Teilnehmenden 32 Wochen Pegcetacoplan, die zuvor mit Eculizumab-Behandelten wiederum mit einer vierwöchigen Run-in-Phase. Die klinischen und hämatologischen Ergebnisse hielten bis zu 48 Wochen an [de Latour RP et al. Lancet Haematol. 2022;9(9):e648-e659].

Wichtigste unerwünschte Wirkungen der Pegcetacoplan-Therapie waren Reaktionen an der Injektionsstelle, Infektionen oder Infestationen und Diarrhö.