Liebe Leserinnen und Leser,

Immuncheckpointinhibitoren (ICI) sind aus der modernen onkologischen Therapie nicht mehr wegzudenken. Die Enthemmung von T-Zellen hat sich als Wirkprinzip in der Onkologie etabliert und die Signalwege von PD-1 ("programmed cell death receptor 1") und CTLA-4 ("cytotoxic T lymphocyte associated protein 4") haben mit aktuell mehr als 20 zugelassenen Indikationen in der Onkologie einen nahezu beispiellosen Stellenwert erreicht. Dennoch profitieren die meisten unserer Krebskranken nicht langfristig von dieser Therapie, andere können möglicherweise auch in der metastatischen Situation geheilt werden. Es ist daher nicht überraschend, dass sich ein erheblicher Fokus der Forschung in den vergangenen Jahren der Frage gewidmet hat, wie Wirksamkeit, Ansprechen und Dauer des Ansprechens verbessert werden können - mit zum Teil überraschenden Antworten.

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Beitrag 1 - neue Zielstrukturen der T- und Immunzell-Aktivierung

Im ersten Beitrag widmen sich Tobias Bald und Nicole Glodde, Bonn, der Thematik neuer Zielstrukturen der T- und Immunzell-Aktivierung. Aktivierende Moleküle stehen hier im Kontrast zu den bekannten Immuncheckpoints, die eine hemmende Wirkung auf T-Zellen haben. So können Antikörper gegen diese aktivierenden Signalwege diese agonistisch triggern und dadurch die T-Zell-Funktion verstärken.

Bislang blieben diese Ansätze hinter den klinischen Erwartungen zurück, da auch die Kombination mit ICI die klinische Aktivität in den meisten Fällen nicht nennenswert gesteigert hat. Ein Erklärungsansatz ist die ungerichtete Aktivierung durch agonistische Antikörper, die gegebenenfalls nicht ausreicht, um in verträglichen Dosierungen therapeutisch zu wirken. Daher ist eine Erwartung der Autoren, dass die gerichtete Aktivierung in Richtung der Tumorzellen durch multivalente Antikörperderivate die gewünschte Wirksamkeit erreichen kann. Entwicklungen in der Hämatologie mit bispezifischen T-Zell-gerichteten Antikörpern scheinen ihnen recht zu geben. ab Seite 10

Beitrag 2 - das NSCLC als Beispiel

Im zweiten Beitrag fasst Frank Griesinger, Oldenburg, den Stellenwert der ICI in der Therapie des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) zusammen und gliedert die Evidenz für den ICI-Einsatz nach klinischer Situation (von der Neoadjuvanz bis hin zur Palliation). Auch wird die Datenlage zu verschiedenen Kombinationen (ICI/Chemotherapie bzw. ICI/Radiochemotherapie) aufgezeigt. Bemerkenswert ist neben den breiten Einsatzmöglichkeiten, dass auch beim NSCLC möglicherweise ein früher ICI-Einsatz vorteilhaft sein kann, wenngleich viele Fragen ungelöst bleiben. Besonders lesenswert und für die Praxis relevant sind die sehr gut dargestellten klinischen Entscheidungshilfen für den ICI-Einsatz. ab Seite 16

Beitrag 3 - das Nebenwirkungsmanagement

Anna Reischer, Kathrin Heinrich und Michael von Bergwelt, München, befassen sich im letzten Beitrag mit dem Management von immunvermittelten Nebenwirkungen im Kontext der ICI-Therapie. ICI können mit autoimmunen Nebenwirkungen einhergehen, die unbehandelt in manchen Fällen sogar tödlich verlaufen können. Es ist daher besonders wichtig, dass die ICI-Therapie von im Nebenwirkungsmanagement erfahrenen Teams begleitet wird. Der Beitrag stellt diagnostische und therapeutische Algorithmen einprägsam dar, inklusive der Stadien-adaptierten Behandlung. Es werden Hilfestellungen in der Betrachtung der Nebenwirkungen sowie zur Fortführung oder zum Abbruch der Behandlung erbracht. ab Seite 26

Ich wünsche Ihnen eine lehrreiche und anregende Lektüre!

Ihr Sebastian Kobold

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© Uwe Dettmar

Prof. Dr. Sebastian Kobold

Stv. Direktor der Abteilung für Klinische Pharmakologie, Klinikum der Universität München

sebastian.kobold@med.uni-muenchen.de