Das aktuelle Update der CLL14-Studie unterstreicht die Effektivität von Venetoclax/Obinutuzumab bei der Therapie von Erkrankten mit unbehandelter chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) und Komorbiditäten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden war sechs Jahre nach Studienstart bzw. fünf Jahre nach Therapiestopp progressionsfrei.

In der CLL14-Studie wurde die einjährige Gabe von Venetoclax/Obinutuzumab (Ven/Obi) gegen Chlorambucil/Obinutuzumab (Clb/Obi; zu Studienbeginn Standard für ältere, unfitte CLL-Kranke) bei 432 Patientinnen und Patienten mit zuvor unbehandelter CLL und Begleiterkrankungen geprüft, die im Verhältnis 1:1 in die beiden Studienarme randomisiert wurden.

Nun wurden Langzeitdaten nach einer medianen Beobachtungsdauer von 76,4 Monaten vorgestellt [Al-Sawaf O et al. EHA. 2023;Abstr S145]. Wie bei vielen anderen Studien mit zeitlich begrenzten Regimen gab es auch in CLL14 mit der längeren Nachbeobachtung fast keine Post-Therapie-Toxizitäten mehr - das galt sowohl für den Prüfarm als auch für die Kontrolle, erklärte Othman Al-Sawaf, Köln, der die Studie präsentierte. "Das hebt den Vorteil der Möglichkeit eines Therapiestopps nach einer bestimmten Zeit hervor, um Toxizitäten zu vermeiden", so Al-Sawaf. Sekundäre Malignitäten traten mit 31 versus 20 Ereignissen unter Ven/Obi numerisch etwas häufiger auf als unter Clb/Obi, der Unterschied fiel aber statistisch nicht signifikant aus. Auch nach sechs Jahren war mehr als die Hälfte der Teilnehmenden aus dem Prüfarm noch in Remission, mit einer Rate für das progressionsfreie Überleben (PFS) von 53,1 % (vs. 21,7 % unter Clb/Obi) und einem medianen PFS von 76,2 Monaten (vs. 36,4 Monate). Bei Hochrisiko-CLL (TP53-Aberration) war die Prognose etwas schlechter (medianes PFS: 51,9 vs. 20,8 Monate). Ein unmutierter IGVH-Status war ebenfalls mit einem kürzeren medianen PFS assoziiert und erwies sich, neben der Lymphknotengröße und TP53-Aberrationen, in der aktuellen Multivariatanalyse als unabhängiger prognostischer Faktor für die Wirksamkeit von Ven/Obi.

Die mediane Zeit bis zur nächsten Therapie war im Prüfarm auch in der aktuellen Analyse noch nicht erreicht (vs. 52,9 Monate). Als nächste Therapie erhielten die meisten Patientinnen und Patienten eine zielgerichtete Behandlung mit einem BTK-Inhibitor (59 vs. 53,4 %). Immerhin noch 23,1 versus 30,1 % erhielten eine Chemotherapie/Chemoimmuntherapie als Zweitlinienbehandlung. "Das würden wir heute nicht mehr notwendigerweise als Standard-of-care bezeichnen", betonte Al-Sawaf. Geschuldet sei dies der Tatsache, dass noch nicht überall Zugang zu State-of-the-Art-Therapien gegeben sei.

Bericht vom EHA 2023 Hybrid Congress, der vom 8. bis 11. Juni in Frankfurt am Main und virtuell stattfand