Bei akuter myeloischer Leukämie mit internen Tandemduplikationen (ITD) im FLT3("fms-like tyrosine kinase 3")-Protoonkogen (FLT3-ITD-AML) besteht für die Betroffenen ein hohes Rezidivrisiko. In der Regel werden sie routinemäßig einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) zugeführt und erhalten im Anschluss daran eine Erhaltungstherapie mit FLT3-Inhibitoren, um das Rezidivrisiko zu senken.

Gilteritinib ist ein oraler FLT3-Inhibitor, der zurzeit als Monotherapie für die Behandlung der rezidivierten oder refraktären (r/r) AML mit FLT3-Mutation bei Erwachsenen zugelassen ist. In der Phase-III-Studie MORPHO wurde nun geprüft, ob eine 24-monatige Erhaltungstherapie mit Gilteritinib das rezidivfreie Überleben (RFS) bei Betroffenen mit FLT3-ITD-AML, die in erster Remission transplantiert wurden, im Vergleich zu Placebo verbessert. Analysiert wurde zudem, ob die MRD ("minimal residual disease") ein geeigneter Biomarker ist, um Patientinnen und Patienten für die Therapie mit Gilteritinib auszuwählen [Levis MJ et al. EHA. 2023;Abstr LB2711]. In der Analyse der Intention-to-Treat-Population erwies sich das RFS im Gilteritinib-Arm gegenüber Placebo zwar als numerisch, nicht jedoch als statistisch signifikant überlegen (Hazard Ratio [HR] 0,679; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,459-1,005; p = 0,0518). Damit hat die Studie ihren primären Endpunkt nicht erreicht. Das Gesamtüberleben war in den beiden Behandlungsarmen mit einer HR von 0,846 vergleichbar (95 %-KI 0,554-1,293; p = 0,4394). Interessant war jedoch, wie Studienleiter Mark J. Levis, Baltimore, MD/USA, berichtete, dass sich der MRD-Status vor und nach der HSCT als prädiktiv für den Therapieerfolg mit Gilteritinib erwies: "In einer präspezifizierten Subgruppenanalyse profitierten Patientinnen und Patienten, die vor und oder nach der HSCT MRD-positiv waren, stärker von der Gilteritinib-Behandlung als diejenigen, die eine MRD-Negativität erreicht hatten", so der Hämatologe. Zu den mit der Gilteritinib-Erhaltungstherapie assoziierten unerwünschten Ereignissen zählten Myelosuppression und eine erhöhte Inzidenz an chronischer Graft-versus-Host-Erkrankung.

Levis schlussfolgerte aus den Studiendaten, dass die Erhaltungstherapie mit Gilteritinib für Erkrankte mit FLT3-ITD AML, bei denen vor oder nach der HSCT eine MRD-Positivität festgestellt wird, einen klaren Nutzen hat und deshalb als Behandlungsstandard eingesetzt werden sollte. "Wichtig ist dabei ein sorgfältiges Nebenwirkungsmanagement, um Therapieabbrüche zu verhindern", so Levis.

Bericht vom EHA 2023 Hybrid Congress, der vom 8. bis 11. Juni in Frankfurt am Main und virtuell stattfand