Die adjuvante lokoregionäre Strahlentherapie beim frühen Mammakarzinom wurde entwickelt, als eine Operation die primäre Therapieform der Erkrankung war. Die prospektive Registerstudie RAPCHEM aus den Niederlanden zeigt nun, dass die Bestrahlung nach einer primären Chemotherapie möglicherweise reduziert werden kann. Geprüft wurde, ob beim frühen Brustkrebs (cT1-2 N1) eine deeskalierte adjuvante lokoregionale Bestrahlung nach einer primären Chemotherapie (6-8 Zyklen) und Operation der Mamma und Axilla nach einem vordefinierten Schema onkologisch sicher möglich ist. Ziel der Deintensivierung ist die Verbesserung von Morbidität und Lebensqualität der Überlebenden.

Zunächst wurde eine Studienleitlinie erstellt, die folgende Empfehlungen zur Radiatio für drei Risikogruppen nach dem ypN-Status nach axillärer Lymphknotendissektion vorsah: Bei niedrigem Risiko (ypN0) sollte nur eine Bestrahlung der Mamma erfolgen, bei mittlerem Risiko in bestimmten Fällen zusätzlich eine Bestrahlung der Axilla (Level I und II) und falls eine Mastektomie erfolgt war auch der Brustwand. Bei hohem Risiko wurde eine Bestrahlung der Axilla (Level III und IV) empfohlen. Als primärer Endpunkt wurde die lokoregionale Rezidivrate nach fünf Jahren festgelegt, wobei davon ausgegangen wurde, dass die Rezidivrate unter 4 % liegen würde.

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Bei selektierten Patientinnen mit Mammakarzinom kann die Bestrahlung reduziert werden.

Nach fünf Jahren wurden die Daten von 838 Patientinnen ausgewertet. In der Gesamtgruppe lag die auf fünf Jahre bezogene lokoregionale Rezidivrate bei 2,2 %. Die Ergebnisse waren in den drei Risikogruppen mit der abgestuft durchgeführten Bestrahlung vergleichbar: In der Niedrigrisikogruppe lag die lokoregionale Rezidivrate bei 2,1 %, in der Gruppe mit intermediärem Risiko bei 2,2 % und in der Hochrisikogruppe bei 2,3 %.

Die Empfehlungen der Studienleitlinie zur Radiatio waren nicht bindend, die Compliance war mit 64 % relativ hoch. Wurde die lokoregionale Rezidivrate nur für Patientinnen ausgewertet, bei denen die Bestrahlung nach den Empfehlungen risikoadaptiert reduziert wurde, ergaben sich Raten von 2,3 % (bei niedrigem Risiko), 1,0 % (bei mittlerem Risiko) und 1,4 % (bei hohem Risiko).

De Wild SR er al. De-escalation of radiotherapy after primary chemotherapy in cT1-2N1 breast cancer (RAPCHEM; BOOG 2010-03): 5-year follow-up results of a Dutch, prospective, registry study. Lancet Oncol. 2022;23(9):1201-10