Die Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) konnte durch die Kombination aus dem BTK("Bruton's tyrosine kinase")-Inhibitor Ibrutinib und Venetoclax (Inhibitor des Proteins BCL-2) stark verbessert werden. Bei einem hohen Prozentsatz der Patienten ließ sich nach dieser Therapie keine minimale Resterkrankung (MRD) mehr nachweisen, so dass sich die Frage stellt, ob man hier auf eine Erhaltungstherapie verzichten kann.

Im ersten Teil der Phase-II-Studie CAPTIVATE führte die Erstlinientherapie der CLL mit drei Zyklen Ibrutinib gefolgt von zwölf Zyklen Ibrutinib/Venetoclax zu sehr hohen Remissionsraten von 97 %. Außerdem wurden hohe Raten von MRD-Negativität im Blut und/oder im Knochenmark erzielt.

Im zentralen doppelblinden Studienabschnitt ergab sich bei Patienten mit kompletter MRD-Negativität kein signifikanter Unterschied im krankheitsfreien 1-Jahres-Überleben zwischen der Erhaltungstherapie mit Ibrutinib und Placebo. Die hohe Rate an krankheitsfreiem Überleben bei Verzicht auf eine Erhaltungstherapie eröffnet die Möglichkeit, bestimmten CLL-Patienten ein zeitlich begrenztes Regime in der Erstlinientherapie anzubieten, wenn die Therapie mithilfe der MRD-Diagnostik gesteuert wird.

Bei den Nebenwirkungen standen Durchfälle und Neutropenien im Vordergrund, wie sie in anderen CLL-Studien bereits beschrieben wurden. Die Häufigkeit der Nebenwirkungen nahm im Lauf der Zeit ab. Durch die Lead-in-Phase mit drei Zyklen Ibrutinib allein konnte das Risiko für ein Tumorlysesyndrom deutlich gesenkt werden.

Wierda WG et al. Ibrutinib plus venetoclax for first-line treatment of chronic lymphocytic leukemia: Primary analysis results from the minimal residual disease cohort of the randomized phase II CAPTIVATE study. J Clin Oncol. 2021(39):3853-65