Die Verwendung der roboterassistierten Viszeralchirurgie hat in den letzten Jahren stark an Fahrt aufgenommen. Im Rahmen der TZM-Essentials 2022 wurde auf Vor- und Nachteile eingegangen.

Die roboterassistierte minimalinvasive Chirurgie (RAMIC) habe viele Vorzüge, erklärte Jens Werner, München: Wie bei der offenen Chirurgie ist durch das 3-D-Bild eine gute Sicht vorhanden und ein beidhändiges Arbeiten möglich, mehrere Freiheitsgrade sind gegeben. Zusätzlich kann bis zu 16-fach vergrößert werden, bei gleichzeitiger Unterdrückung des Tremors. Und sogar Slow-Motion-Bilder seien möglich. Nachteile wären das fehlende haptische Feedback, ein eingeschränktes Gesichtsfeld und eine erschwerte intraoperative Kommunikation. Das Verfahren hat zudem eine flache Lernkurve. "Die robotische Chirurgie erlernt man erst nach mehreren Hundert Eingriffen. Auch eine laparoskopische Vorerfahrung hilft nichts", sagte Werner. Deshalb gebe es strukturierte Ausbildungsprogramme und Simulationstrainings, bevor die Methode in der Realität am Menschen trainiert wird.

Die roboterassistierte Rektumchirurgie ist bereits länger etabliert. "Bei tiefsitzenden Tumoren kann uns die Robotik eine bessere Übersicht geben als die Laparoskopie", berichtete Werner. Da nervenschonender operiert werden könne, seien Funktionsstörungen wie erektile Dysfunktion und Blasenentleerungsstörungen weniger häufig zu beobachten. Im Gegensatz dazu sei die offene Chirurgie bei der tiefen anterioren Resektion mit totaler mesorektaler Exzision von Vorteil.

Bei Tumoren des Ösophagus und Magens hat sich die robotische Chirurgie aufgrund der Enge des Raumes ebenfalls durchgesetzt. Das Outcome in Bezug auf Radikalität, Anzahl der resezierten Lymphknoten und Überleben ist ähnlich wie bei der offenen Chirurgie. Jedoch kommt es nach Werner zu weniger pulmonalen und kardiozirkulatorischen Komplikationen aufgrund der Lagerungsmöglichkeiten. Zusätzlich sei der Blutverlust geringer. Dagegen hat der große Durchbruch bei Operationen des hepatobiliären Systems und des Pankreas noch nicht stattgefunden.

Bericht vom TZM-Essentials 2022, dem 14. Jahreskongress des Tumorzentrums München, 11. Februar 2022