Das Geschlecht ist ein wichtiger Faktor, der die Mikroumgebung des Tumors und somit auch die Fähigkeit des Körpers, den Tumor zu kontrollieren, beeinflusst. In einer Studie zeigte sich, dass Frauen mit Krebs bessere Überlebenschancen haben und häufiger eine Überexpression von Immunfaktoren aufweisen als Männer.

Über einen Zeitraum von 20 Jahren wurden 13.619 Patienten mit geschlechtsunabhängigen Krebserkrankungen beobachtet. Für jeden Krebstyp wurde die Hazard Ratio für den Tod weiblicher im Vergleich zu männlichen Patienten untersucht und anschließend in einer Metaanalyse gepoolt ausgewertet. Den Ergebnissen zufolge haben weibliche Krebspatienten ein 27 % geringeres Sterberisiko (Hazard Ratio 0,73; 95 %-Konfidenzintervall 8-42 %) als Männer mit Krebs. Ein besseres Gesamtüberleben für Frauen war bei Kopf- und Halstumoren, Leukämie, Lungenkrebs, Lymphom, Melanom, multiplem Myelom und nichtmelanozytärem Hautkrebs zu beobachten.

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Männer und Frauen unterscheiden sich auch bei der Aktivierung von Immunwegen.

Ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und dem Mutationsstatus war nur bei Lungenkrebs zu beobachten: 27,7 % der Männer versus 34,4 % der Frauen wiesen EGFR-Mutationen auf (p = 0,035). Kein signifikanter Zusammenhang bestand dagegen beim BRAF-Mutationsstatus von Melanompatienten sowie beim BRAF- und beim PIK3CA-Mutationsstatus von Patienten mit kolorektalem Karzinom.

Die Anzahl überexprimierter Immunprozesse war bei Frauen mit Kopf- und Halstumoren, Leberkarzinom, Dickdarmkrebs, Magenadenokarzinom, Melanom, Pankreaskarzinom und Schilddrüsenkarzinom höher als bei Männern. Insgesamt 22 Gengruppen waren bei Frauen in Tumoren angereichert, darunter z. B. die Gene für die Reaktion auf unterschiedliche Stimuli, die Lokalisation von Immunzellen, die Entwicklung des Immunsystems, die Immunantwort, zelluläre Prozesse und die Aktivierung der Immunantwort. Nur beim klarzelligen Nierenzellkarzinom wurde bei Männern eine stärkere Aktivierung von Immunprozessen beobachtet als bei Frauen.

Araujo JM et al. Influence of Sex in the Molecular Characteristics and Outcomes of Malignant Tumors. Front Oncol. 2021;11:752918