In Studien zu neuen Therapieoptionen für ältere Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) sollte als klinisch relevanter Endpunkt auch das Langzeit-überleben evaluiert werden, um die Vorteile einer verlängerten Therapie geringerer Intensität gegenüber einer zeitlich begrenzten intensiven Chemotherapie besser beurteilen zu können. Das lässt sich aus einer retrospektiven Analyse schlussfolgern, in der die Wirksamkeit einer intensiven Chemotherapie (IC) und der Therapie mit hypomethylierenden Substanzen (HMA) bei AML-Patienten im Alter ab 70 Jahren verglichen wurde.

Die Wissenschaftler hatten für ihre Analyse die AML-Register der Toulouse-Bordeaux DATAML, der Study Alliance Leukemia (SAL) und des Programa Español de Tratamientos en Hematología (PETHEMA) ausgewertet. Daten von 2.272 Patienten konnten für den Vergleich herangezogen werden. Die mediane Beobachtungsdauer betrug 49,5 Monate.

Der primäre Endpunkt, das mediane Gesamtüberleben, lag unter der IC bei 10,9 und unter der HMA-Therapie bei 9,2 Monaten. Der Effekt der jeweiligen Behandlung auf das Gesamtüberleben zeigte eine Zeitabhängigkeit: Bei Behandlung mit HMA war das Sterberisiko in den ersten 1,5 Monaten signifikant geringer als unter der IC. Innerhalb von 1,5-4,0 Monaten konnte kein Unterschied festgestellt werden. Ab dem vierten Monat war die Überlebenschance unter der IC gegenüber der HMA-Therapie signifikant erhöht. Dieser Effekt war unabhängig von der Altersgruppe (< oder ≥ 75 Jahre), dem Performancestatus (≤ oder > 1), dem zytogenetischen Risiko (günstig vs. intermediär vs. ungünstig) oder dem Vorliegen oder Fehlen einer NPM1-Mutation.

Récher C F et al. Long-term survival after intensive chemotherapy or hypomethylating agents in AML patients aged 70 years and older: a large patient data set study from European registries. Leukemia. 2021; https://doi.org/gnzk8m