In Form von sog. Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (ADC) lassen sich auch zytotoxische Substanzen einsetzen, die unkonjungiert aufgrund ihrer enormen Toxizität gar nicht erst als Antitumormittel infrage kämen (z. B. Monomethylauristatin E [MMAE], eingesetzt in ADC mit dem Namensteil "vedotin"). Eine solche höchsttoxische Wirkstoffklasse, die schon länger als "Beladung" für ADC gehandelt wird, sind die sog. Amatoxine (auch: Amantine). Die haben ihren Namen von den Knollenblätterpilzen aus der Gattung Amanita und sind der Hauptgrund für deren extreme Giftigkeit. "Gesichert" in Form eines ADC könnten Amantine aber als Antitumorwirkstoffe interessant sein, weil sie nicht nur hochpotent, sondern etwa auch in der Lage sind, sich teilende und "schlafende" (also sich nicht teilende) Tumorzellen abzutöten. Zu den dafür zu lösenden Herausforderungen zählte bisher auch, Amatoxine in ausreichenden Mengen herzustellen. Hier ist Forschenden nun nach eigenem Bekunden ein Durchbruch gelungen [Yao G et al. Am Chem Soc. 2021;143(35):14322-31]. Der könnte es einfacher machen, Amantine in industriellem Maßstab zu produzieren - und auch (noch wirksamere) Derivate der Pilzgifte zu entwickeln. Der neue Syntheseweg mag gerade recht kommen: Denn aktuell stehe bei Patienten mit multiplen Myelom die erste klinische Prüfung eines Anti-BCMA-Amatoxin-ADC (HDP-101) kurz bevor, schreiben die Forschenden in einer Mitteilung zur Studie.