Die adjuvante Therapie mit dem PD-1-Antikörper Pembrolizumab konnte in einer Interimsanalyse der Phase-III-Studie KEYNOTE-716 für Patienten mit reseziertem Hochrisiko-Melanom im Stadium II das Rückfallrisiko im Vergleich zu Placebo signifikant reduzieren. Doch noch ist unklar, welche Patientengruppen von der Therapie profitieren.

Der PD-1-Antikörper Pembrolizumab ist bereits zur adjuvanten Behandlung von Erwachsenen mit Melanom im Tumorstadium III mit Lymphknotenbeteiligung nach vollständiger Resektion zugelassen. Patienten mit einem Melanom im Stadium IIB und IIC würden ein ähnlich hohes Rückfallrisiko aufweisen wie jene mit einem Melanom im Stadium IIIA und IIIB, erklärte Jason J. Luke vom UPMC Hillman Cancer Center in Pittsburgh, PA/USA. Deshalb untersuchen er und sein Team in der randomisierten, doppelblinden Studie KEYNOTE-716 die Effektivität von Pembrolizumab im Vergleich zu Placebo bei 976 Patienten mit einem resezierten Hochrisiko-Melanom im Stadium II. Die Daten der ersten Interimsanalyse zeigen laut Luke eine signifikante Reduktion des Rezidivrisikos unter Pembrolizumab verglichen mit Placebo, wobei das mediane rückfallfreie Überleben (RFS) als primärer Endpunkt in beiden Armen noch nicht erreicht ist [Luke JJ et al. ESMO. 2021;Abstr LBA3_PR]: Die 12-Monats-RFS-Rate lag in der Pembrolizumab-Gruppe bei 90,5 % und in der Placebogruppe bei 83,1 % (HR 0,65; 95 %-KI 0,46-0,92; p = 0,00658). Das bedeute eine hochsignifikante 35 %ige Reduktion des Rückfallrisikos, sagte Luke. Das Risiko für die Entwicklung von Fernmetastasen ging sogar um 40 % zurück.

Biomarker zur Auswahl der Patienten nötig

Therapiebedingte Nebenwirkungen traten im Pembrolizumab-Arm erwartungsgemäß häufiger auf als im Kontrollarm (79,9 vs. 60,9 %) bei aber insgesamt gleichbleibender Lebensqualität. 18,6 % der Patienten erhielten im Pembrolizumab-Arm eine Langzeit-Hormontherapie zum Management einer endokrinen Toxizität, die mehrheitlich die Schilddrüse betroffen hätte, so Luke. Seine Einschätzung: Die adjuvante Pembrolizumab-Therapie sei eine effektive Behandlungsoption mit einem vorteilhaften Nutzen-Risiko-Profil für Patienten mit Hochrisiko-Melanom im Stadium II.

Nach Meinung von Diskutant Omid Hamid vom The Angeles Clinic and Research Institute, Los Angeles, CA/USA, sei allerdings noch unklar, welche Patientengruppen profitieren. Denn ein Teil würde ein Rezidiv trotz adjuvanter Therapie erleiden und eine Untergruppe würde auch ohne Therapie nie einen Rückfall erleiden. Zusätzlich müssten die Überlebensdaten abgewartet werden. Deshalb sollte die Therapie noch nicht standardmäßig angewendet werden, solange es noch keine aussagekräftigen Biomarker gebe, folgerte er.

Bericht vom virtuellen ESMO Congress 2021 vom 16. bis 21. September 2021