Obschon die Theorie hinter bevölkerungsweiten Krebsscreenings (PBS) unmittelbar einleuchtet - also die Idee, etwaige Tumoren möglichst früh zu entdecken, wenn sie noch besser behandelt werden können -, ist es in der Praxis leider nicht ganz so leicht. PBS können z. B. auch falsch-positive Befunde erbringen oder Tumoren aufdecken, die ggf. zu Lebzeiten klinisch "stumm" geblieben wären. Die Folge wären "Überdiagnosen". Und auch die Auswertung von PBS-Effekten ist nicht trivial, da diverse Verzerrungen drohen (etwa, weil diejenigen, die zum Screening gehen, vielleicht ohnehin gesünder leben). In diesem Lichte müssen auch aktuelle Daten zum Hautkrebsscreening gesehen werden, die ein Team vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) präsentiert hat: Bei Gescreenten wurden Melanome tatsächlich in früheren Stadien diagnostiziert als bei den Nichtgescreenten; auch die Überlebensraten fielen für Melanompatienten, die am Screening teilgenommen hatten, besser aus, als für Erkrankte ohne Teilnahme (Risiko für Tod im Beobachtungszeitraum [4 Jahre]: adjustierte Hazard Ratio 0,62; 95 %-Konfidenzintervall 0,48-0,80) [Datzmann T et al. Br J Dermatol. 2021; https://doi.org/gtp6]. Allerdings könnten diese Befunde auch auf Verzerrungen ("healthy screenee bias", "lead time bias") und/oder Überdiagnosen zurückgehen, wie die Forschenden einräumen. Analysebasis waren Krankenkassendaten von Versicherten aus Sachsen (n = 1.431.327).