Eine Krebserkrankung ist nicht per se ein Faktor, der einen ungünstigen Ausgang von COVID-19 bedeutet. Das lässt sich aus einer retrospektiven Analyse schlussfolgern, die am Comprehensive Cancer Center in Freiburg im Frühjahr 2020 durchgeführt wurde. Eingeschlossen waren 39 Krebspatienten, die wegen COVID-19 hospitalisiert werden mussten, sowie 39 Patienten im vergleichbaren Alter, die ebenfalls an COVID-19 erkrankt waren, aber keine Krebsdiagnose hatten. Das mediane Alter der gesamten Kohorte betrug 76 Jahre, 60 % der Patienten waren Männer, 19 % Raucher oder Exraucher.

29 Krebspatienten mit COVID-19 hatten die Diagnose eines soliden Tumors (10 metastasiert), 10 Patienten hatten eine hämatologische Neoplasie. Bei 24 der 39 Krebspatienten (60 %) wurde die Erkrankung als aktiv eingestuft, 14 (36 %) hatten in den vier Wochen vor der COVID-19-Diagnose eine Krebstherapie erhalten.

Im Beobachtungszeitraum (27. Februar bis 10. April 2020) starben 8 Krebspatienten und 14 Patienten der Kontrollgruppe (21 vs. 36 %). Eine Malignomdiagnose war nicht signifikant mit dem Überleben oder der Zeit bis zum Auftreten eines schweren Ereignisses assoziiert.

Wesentliche mit der Mortalität assoziierte Faktoren waren hohe Interleukin-6-Spiegel zum Zeitpunkt der COVID-19-Diagnose (Hazard Ratio [HR] 6,95; p = 0,0121) und ein Alter ≥ 65 Jahre (HR 6,22; p = 0,0156).

Bei Patienten mit soliden Tumoren wurde in einer Subgruppenanalyse ein Trend hin zu einer längeren Rekonvaleszenzzeit und einer längeren stationären Versorgung als bei hämatologischen Malignomen beobachtet.

Shoumariyeh K et al. Covid-19 in patients with hematological and solid cancers at a Comprehensive Cancer Center in Germany. Cancer Med. 2020;9(22):8412-22