Derzeit gibt es noch keine validierte Vorgehensweise zur Therapie mit Immuncheckpointinhibitoren (ICI) bei Krebspatienten, die an COVID-19 erkrankt sind. Die Forscher um Chen Shen, Wuhan, China, fanden diesbezüglich in den bisher publizierten Daten kein generell zusätzlich erhöhtes Risiko für Atemwegsinfektionen oder immunvermittelte Nebenwirkungen durch ICI für die Mehrheit der Krebspatienten mit COVID-19. Eine ICI-Therapie vor einer SARS-CoV-2-Infektion oder im frühen Stadium der COVID-19-Erkrankung könnte sogar von Vorteil sein, weil ICI auch die antivirale T-Zell-Zytotoxizität fördern.

Im Verlauf der COVID-19-Erkrankung kann sich das Blatt allerdings wenden, denn womöglich verändern sich Differenzierung und Aktivierung von T-Zellen, es können wahrscheinlich pathogene T-Zell-Subtypen entstehen. Diese fördern eine überschießende Immunreaktion vor allem in der späten Phase von COVID-19, die durch ICI noch unterstützt wird. Als pathogene T-Zell-Subtypen mit großer klinischer Signifikanz wurden IL-6-produzierende Th1-Subtypen und IL-17-produzierende Th17-Subtypen identifiziert. Sie könnten als wichtige klinische Indikatoren genutzt werden. Zusätzlich könnten die pathogenen T-Zell-Subtypen durch ICI überaktiviert werden, was schwere Nebenwirkungen wie eine explosionsartige Entzündungsreaktion in der Lunge oder im gesamten Körper nach sich ziehen würde.

Für eine sichere ICI-Therapie empfehlen die Forscher, bei Krebspatienten mit und nach einer COVID-19-Erkrankung nicht nur regelmäßig die Gesamtzahl der Lymphozyten zu ermitteln, sondern auch die Anzahl der pathogenen T-Zellen und die Expressionslevel von PD-1 und CTLA-4 zu überwachen.

Shen C et al. Management of immune checkpoint therapy for patients with cancer in the face of COVID-19. J Immunother Cancer. 2020;8(2):e001593