Während das "M" in MRD lange für "minimal" stand, wird MRD heute eher mit "measurable residual disease" übersetzt. Die Bedeutung der MRD als prognostischer Marker ist unbestritten. Inwieweit die MRD-Negativität oder -Positivität auch als Steuerungselement der Therapie genutzt werden kann, ist derzeit noch ungeklärt.

"Moderne Therapiestrategien haben dazu beigetragen, dass die Prognose von Myleompatienten sich deutlich verbessert hat, mit einem medianen progressionsfreien Überleben (PFS) von zwei bis drei und einem medianen Gesamtüberleben (OS) von über fünf Jahren", erklärte Stefanie Huhn vom Molekularbiologischen Labor des Myelomzentrums des Universitätsklinikums Heidelberg. Dennoch, so Huhn, erleide ein großer Teil der Patienten im Verlauf der Erkrankung einen Rückfall. Die Quantifizierung der Plasmazellen im Knochenmark nach der Therapie sei in diesem Zusammenhang eine wesentliche Methode, den Therapieerfolg und die Prognose des Patienten zu bestimmen.

Mit der Durchflusszytometrie und der NGS ("next generation sequencing") lässt sich heute eine Plasmazelle in 106 Knochenmarkzellen detektieren. Allerdings, so Huhn, müsse man bedenken, dass eine Knochenmarkprobe zur Bestimmung der MRD nur ein kleiner räumlicher und zeitlicher Ausschnitt des Krankheitsprozesses darstellt. Eine Ende 2020 präsentierte Metaanalyse belegt eindeutig, die Bedeutung einer MRD-Negativität sowohl für das PFS als auch für das OS. Patienten mit negativem MRD-Status hatten ein signifikant geringeres Risiko für Progression oder Tod unerheblich davon, welche Methode zum MRD-Nachweis eingesetzt wurde [Munshi NC et al. Blood Adv. 2020;4(23):5988-99].

Auch bildgebende Verfahren, so Huhn werden derzeit im Hinblick auf ihren Wert zur MRD-Diagnostik untersucht; neben der 18F-Fluorodeoxyglucose-Positronenemissionstomografie/Computertomografie (18F-FDG-PET/CT) etwa die diffusionsgewichtete Magnetresonanztomografie (DW-MRT). Vorteile dieser Verfahren ist die Identifikation von Myelomherden auch außerhalb des Knochenmarks. Vor dem Hintergrund, dass das Myelom als klonale Erkrankung sehr heterogen ist, trage die Bildgebung dazu bei, frühzeitig fokale Läsionen zu identifizieren.

Weitere Forschungsansätze betreffen das M-Protein als indirektes Maß der Kranheitsaktivität. Vielversprechende erste Daten gebe es zur MALDI-Massenspektrometrie [Derman BA et al. Blood Cancer J. 2021;11(2):19].

Mehr Einblicke in die Myelombiologie wichtig

Inwieweit die MRD-Testung zur Behandlungssteuerung genutzt werden kann, ist Huhn zufolge nach wie vor offen. Dem schloss sich auch Martin Kaiser vom The Institute of Cancer Research, London, und The Royal Marsden NHS Foundation Trust in London, Großbritannien, an. Aus seiner Sicht müsse dabei noch sehr viel mehr die Biologie und die klonale Entwicklung des Myeloms in den Blick genommen werden.

Bericht vom 8th Heidelberg Myeloma Workshop, der am 16. und 17. April 2021 als virtuelles Event stattfand.