Natürliche Immunglobulin-M(IgM)-Antikörper tragen offenbar auch eine Bedeutung für Blutgerinnung und Thromboserisiko. Darauf deuteten u. a. bereits Daten hin, die ein Team um Christoph Binder, Wien, Österreich, vorgelegt hatte. In einer aktuellen Publikation konnten die Forschenden nun in vitro und im Tiermodell den Zusammenhang noch detaillierter aufschlüsseln [Obermayer G et al. Blood. 2020; https://doi.org/fzvm]: Demnach binden viele IgM-Antikörper an sog. OSE ("oxidation-specific epitopes") auf bestimmten Membranabschnürungen von Zellen, den Mikrovesikeln (MV). "Wir gehen davon aus, dass genau diese spezifischen MV besonders entzündungs- und gerinnungsfördernd sind", werden die Wissenschaftler in einer Meldung zur Studie zitiert. "Die Studie lässt uns erstmals verstehen, warum Menschen mit einer niedrigen Zahl an natürlichen IgM-Antikörpern ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen."

Das Team testete zudem, ob sich diese Erkenntnis therapeutisch nutzen lässt: Sie verabreichten Mäusen den natürlichen OSE IgM-Antikörper LR04 und konnten sie somit vor einer MV-vermittelten Lungenthrombose schützen. LR04 störe die Interaktion von MV mit der Gerinnungskaskade, vermuten Binder und Kollegen. Dazu passe ihre Beobachtung, dass LR04 mit dem Gerinnungsfaktor X/Xa um die Bindung an MV konkurriere. Inwiefern der Therapieansatz auch bei Menschen reüssiert, bleibt abzuwarten.