Im letzten Jahr wurde der Nobelpreis für Physiologie und Medizin für grundlegende Arbeiten zur Zellatmung verliehen. Das wurde auch in der Onkologie aufmerksam verfolgt. Warum eigentlich?

Den letztjährigen Nobelpreisträgern sei die Ehrung zuteil geworden, weil sie entdeckt hätten, wie Zellen auf verschiedene Sauerstoffpartialdrücke reagieren und wie sich das auf verschiedene Erkrankungen - darunter Krebs - auswirke, erklärte Andreas Neubauer, Marburg.

Das ausgezeichnete Trio - William Kaelin, Jr., Sir Peter Ratcliffe und Gregg Semenza - hat sich primär mit zellulären Signalwegen beschäftigt, die unter Sauerstoffmangel (Hypoxie) aktiviert werden, namentlich HIF ("hypoxia inducible factor"). Das ist auch im onkologischen Zusammenhang hoch relevant: "In jedem Tumor nimmt die Hypoxie um den Tumor zu", erklärte Neubauer. Interessanterweise führe eine TP53-Mutation dazu, dass Tumorzellen unphysiologische Bedingungen wie einen Sauerstoffmangel sehr viel besser tolerierten als Zellen ohne TP53-Mutation. Das sei vielleicht der Grund, warum TP53-Mutationen in soliden Tumoren so häufig seien, vermutete Neubauer.

Implikationen für Therapie

Hat die preisgekrönte Forschung denn auch Relevanz für die Klinik? Tatsächlich ist die Bedeutung des HIF-Signalwegs etwa beim Nierenzellkarzinom (RCC) recht gut belegt, wie Johannes Schödel, Erlangen, berichtete. HIF-2-Inhibitoren befänden sich bereits in klinischer Erprobung - und auch bereits zugelassene RCC-Therapeutika griffen in HIF-Signalkaskaden ein.

Bericht vom 34. Deutschen Krebskongress (DKK) 2020 vom 19. bis zum 22. Februar 2020 in Berlin