Bislang gibt es keine zugelassene Therapie für die Behandlung der systemischen Amyloidose. TOURMALINE-AL1 ist die erste Phase-III-Studie in dieser Indikation überhaupt. Mit ihr wird die Wirksamkeit und Sicherheit der Kombination Ixazomib/Dexamethason mit üblichen anderen Therapien bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer Leichtketten-Amyloidose verglichen.

In der Interventionsgruppe wurden 85 Patienten mit Leichtketten-Amyloidose (AL-Amyloidose) mit der Kombination Ixazomib/Dexamethason in 28-tägigen Zyklen behandelt (Dosierung: Ixazomib: 4 mg an Tag 1, 8 und 15; Dexamethason: 20 mg an Tag 1, 8, 15 und 22). In der Kontrollgruppe entschied der Prüfarzt individuell über die Therapie der 83 Patienten. Am häufigsten erfolgte die Behandlung in dieser Gruppe mit Lenalidomid/Dexamethason gefolgt von Melphalan/Dexamethason, Cyclophosphamid/Dexamethason und Thalidomid/Dexamethason. Alle Therapien wurden bis zum Progress durchgeführt oder bis Nebenwirkungen nicht mehr toleriert wurden. Im Kontrollarm hatten zum Analysezeitpunkt mit 94 % mehr Patienten die Therapie abgebrochen als im Interventionsarm (79 %) - meist wegen eines Progresses [Dispenzieri A et al. ASH. 2019;Abstr 139].

Längeres hämatologisches Ansprechen

Der erste primäre Endpunkt - die hämatologische Gesamtansprechrate (ORR) - zeigte allerdings keinen signifikanten Unterschied zwischen Ixazomib/Dexamethason und den Vergleichstherapien (53 vs. 51 %). Einen Hinweis auf eine größere Wirksamkeit von Ixazomib/Dexamethason gegenüber anderen Therapien belegt aber das häufigere hämatologische Komplettansprechen, ein sekundärer Endpunkt der Studie. 26 % sprachen hämatologisch komplett auf Ixazomib/Dexamethason an, bei anderer Therapie waren es 18 %. Zudem war die mediane Dauer des hämatologischen Ansprechens mit 46,5 Monaten deutlich länger als im Kontrollarm mit 20,2 Monaten.

Das Ansprechen lebenswichtiger Organe zeigte ebenfalls einen Vorteil, das Herz sprach bei 18 % auf Ixazomib/Dexamethason und bei 5 % auf eine andere Therapie an, bei der Niere lagen die Ansprechraten bei 28 versus 7 %. Die Zeit bis zum Progress - egal ob dieser die lebenswichtigen Organe oder das hämatologische Ansprechen betraf - verlängerte sich ebenso wie die Zeit bis zum Versagen der Behandlung oder bis zur nächsten Therapie. Die Daten zum 2-Jahres-Organversagen (zweiter koprimärer Endpunkt der Studie) und zum Gesamtüberleben sind noch nicht reif.

Dass der erste primäre Endpunkt nicht erreicht wurde, heißt laut Angela Dispenzieri, Rochester, MA/USA nicht, dass Ixazomib/Dexamethason nicht wirksam ist, sondern dass die anderen Therapien auch wirksam sind.

Toxizität?

Vertragen wurde die Therapie gut, die mediane Therapiedauer mit Ixazomib/Dexamethason war mehr als doppelt so lange wie die Therapie in der Kontrollgruppe.

Bericht vom 61st ASH (American Society of Hematology) Annual Meeting and Exposition vom 6. bis 10. Dezember 2019 in Orlando, FL/USA