Mit etwa 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr sind Keimzelltumoren des Hodens die häufigsten Tumorerkrankungen bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren. Um den nach Ansicht von Experten vielfältigen Unsicherheiten bei Diagnostik und Therapie von Hodentumoren entgegenzuwirken, hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) im Mai 2019 ihre S3-Leitlinie zum Thema publiziert. Beim DGU-Kongress in Hamburg gab es neue Informationen, unter anderem zur Diagnostik.

So ist die Sonografie zwar ein hochsensitives Instrument, um Neoplasien des Hodens zu identifizieren. Die Spezifität ist aber gering. Ein Drittel der kleinen, nichtpalpablen Hodentumoren sind Leydigzell-Tumoren, sagte Petra Anheuser, Hamburg. „Über 90 % der Leydigzell-Tumoren sind benigne“, erklärte sie. Die Sonografie lasse keine Differenzierung zwischen gut- und bösartig zu. Auch die farbcodierte Duplexsonografie, die kontrastmittelgestützte Sonografie oder die Elastografie helfen in puncto Spezifität nicht weiter.

Die Magnetresonanztomografie (MRT) scheint dagegen das Potenzial zur Tumorklassifikation zu besitzen. Typische, pathognomonische Merkmale sind nach Angaben Anheusers:

  • ein scharf begrenzter Rand,

  • ein hypointenses Signalmuster in der T2-Wichtung sowie

  • die frühe und intensive Kontrastmittel-Aufnahmen, gefolgt von einer gleichmäßigen Auswaschphase.

Diese Merkmale ließen eine Aussage zu, mit welchem Tumor man es zu tun habe, so die Urologin. Bei malignen Keimzelltumoren würde man eher eine unscharfe Begrenzung, ein nur leicht hypointenses Verhalten in der T2-Wichtung und eine weiche Kontrastmittelaufnahme mit verzögertem Abfluss erwarten.

Anheuser und ihre Kollegen haben Daten von 200 Patienten mit Neoplasien des Hodens, die sich unter anderem einer MRT-Untersuchung unterzogen hatten, retrospektiv erfasst. Alle Patienten waren operiert worden. Bei 14 der Patienten lag histologisch ein Leydigzell-Tumor vor. 12 der 14 im Mittel unter 1 cm großen Tumoren zeigten die genannten drei typischen Kriterien, bei zwei weiteren Tumoren waren jeweils zwei der Kriterien nachgewiesen worden. Die Tumormarker waren bei allen Patienten negativ und alle konnten organerhaltend operiert werden.

Damit erscheint die MRT als Zusatzuntersuchung eine meist gut verfügbare Option, um vor dem Hintergrund des erwünschen Organerhalts die diagnostische Sicherheit zu erhöhen. Anheuser empfahl — zum Beispiel bei Patienten mit bilateralen Hodentumoren oder bei bereits früher behandeltem Hodentumor und vorliegendem Einzelhoden — den Einsatz der präoperativen MRT zu erwägen.