Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass der Erfolg einer Krebstherapie wird unter anderem auch dadurch bestimmt wird, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora verändert hat. Die Arbeitsgruppe um Laurence Zitvogel, Paris, Frankreich, hat bereits 2013 in Tierversuchen zeigen können, dass durch Breitbandantibiotika die Wirksamkeit des immunmodulierenden Cyclophosphamids beeinträchtigt wird. Und zwei Jahre später konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass die Wirksamkeit des CTLA-4(„cytotoxic T-lymphocyte-associated Protein 4“)-Antikörpers Ipilimumab beim malignen Melanom durch Anwesenheit von Bacteroides fragilis im Mikrobiom gefördert wird. Schließlich haben sie jetzt in einer noch nicht veröffentlichten Studie festgestellt, dass bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren etwa der Lunge, die mit Hemmern von PD-1 („programmed cell death protein 1“)/PD-L1 („programmed cell death-ligand 1“) behandelt wurden und zudem Antibiotika erhielten, das Gesamtüberleben kürzer war als ohne Antibiotika.

Auch der grampositive Keim Enterococcus (E.) hirae verändert offenbar die intestinale und systemische Immunlage, wie Zitvogel berichtet hat. Dies geschieht durch bakterienspezifische T1- und durch pathogene T17-Helferzellen. Bei mehr als 100 Patienten haben Zitvogel und ihre Kollegen die Fäzes analysiert, um Unterschiede bei Patienten mit und ohne Ansprechen auf eine Immuntherapie herauszufinden. Am besten korrelierte demnach das Vorhandensein von Akkermansia muciniphila und Alistipes spp. (Bacteroides-Arten) mit dem jeweils besten Therapieergebnis.

Schließlich konnten die Wissenschaftler im Tierversuch nachweisen, dass sich die Sensitivität für eine PD-1-Blockade durch Fäzes von Krebspatienten, die mit einem solchen Checkpointhemmer behandelt worden waren, übertragen lässt. Das Ansprechen der Tiere auf den Inhibitor sei signifikant besser gewesen, wenn sie Fäzes von Patienten mit gutem Therapieansprechen erhalten hatten. E. hirae sei ein wertvolles Probiotikum gegen Krebs, auch als „oncomicrobiotic“ bezeichnet, mit dem sich die Wirksamkeit des häufig genutzten immunmodulierenden Alkylans Cyclophosphamid verbessern lasse, so Zitvogel.