Ammoniak ist ein überall vorkommendes, giftiges Abfallprodukt lebender Zellen. Aufgrund ihres gesteigerten Stoffwechsels produzieren Krebszellen besonders viel Ammoniak. In einer in Science publizierten Arbeit konnte ein Team um Jessica B. Spinelli von der Harvard Medical School in Boston, MA/USA, nun zeigen, dass die Giftigkeit des Ammoniaks Brustkrebszellen nichts anhaben kann, wie die Forscher in einer zugehörigen Pressemitteilung schreiben. Im Gegenteil: Offenbar nutzen die untersuchten Tumorzellen das vermeintliche Abfallprodukt sogar als Stickstoffquelle, was ihnen beim Wachsen hilft [Science. 2017. doi: 10.1126/science.aam9305 (Epub ahead of print)].

Züchteten die Wissenschaftler im Labor Brustkrebszellen heran und gaben Ammoniak hinzu, verzweifachten sich die Krebszellen sieben Stunden schneller als Zellen, die keinem Ammoniak ausgesetzt worden waren. Auch fanden die Forscher Hinweise darauf, dass im Mausmodell Ammoniak das Wachstum von Brustkrebszellen beschleunigt. Wurde das für den Ammoniak-Stoffwechsel relevante Enzym Glutamatdehydrogenase (GDH) geblockt, wuchsen die Tumoren deutlich langsamer heran als bei funktionierender GDH. Es könne sich also lohnen, Ansätze zu verfolgen, die darauf abzielen, Tumoren ihre essentiellen Nährstoffen zu entziehen, so Spinelli und Kollegen.