„Patienten, die eine systematische Schulung von medizinischen Fachangestellten erhalten haben, haben ein besseres therapiebezogenes Wissen, neigen zu einer höheren Selbstwirksamkeit, haben weniger Nebenwirkungen wie Hautausschläge oder Schmerzen, brechen die Therapien seltener ab, haben weniger Fragen und entlasten den Arzt“, erklärte Manfred Welslau, Aschaffenburg, mit Blick auf die Ergebnisse einer Interventionsstudie bei Patienten, die eine orale Krebstherapie erhielten [Welslau M et al. ASCO. 2016;Abstr 6517].

Die Studie wurde an 28 Schwerpunktpraxen in Deutschland durchgeführt, insgesamt nahmen 178 Patienten teil. Patienten in der Coachinggruppe erhielten eine Schulung zu Themen wie Nebenwirkungsprophylaxe, Einnahmeverhalten oder Wechselwirkungen. Teilnehmer in der Kontrollgruppe erfuhren nur das übliche Erstaufklärungssgepräch durch den Arzt.

Höhere Mitarbeit des Patienten erforderlich

Hintergrund der Studie sei gewesen, dass zunehmend mehr Patienten eine orale Krebstherapie erhielten, so Welslau. Im Hinblick auf die Adhärenz stelle die orale Therapie jedoch größere Anforderungen an die Kompetenz der Patienten als intravenöse Therapieformen. Gleichzeitig stünden dem behandelnden Arzt pro Quartal und Patient nur rund 13 Minuten zur Verfügung, um im Gespräch auf Anliegen einzugehen. Die Studie habe auch ergeben, dass Patienten häufig einen darüber hinausgehenden Beratungsbedarf hätten, erklärte Welslau. Ein möglicher Ausweg bestünde nach seiner Auffassung daher in der Einbeziehung anderer Berufsgruppen wie medizinischer Fachangestellter.

Onlinetool zur Therapiebegleitung

Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung von Patientenkompetenz und Therapieadhärenz präsentierte Timo Schinköthe, München. Er stellte die Onlineplattform CANKADO vor, die Patienten und Behandler darin unterstützen soll, den Verlauf einer Therapie zu begleiten und auszuwerten. Die Plattform kann im Internet auf der Seite www.cankado.com aufgerufen werden.

Das Tool wird durch einen gemeinnützigen Verein betrieben und steht Patienten und Ärzten gebührenfrei zur Verfügung. CANKADO biete Patienten die Möglichkeit, ein Profil anzulegen und durch verschiedene Module den Verlauf einer Therapie zu dokumentieren, erklärte Schinköthe. Ein solches Modul sei beispielsweise der Lebensqualitätsfragebogen QLQ-C30 der EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer). Der Patient könne seinem Behandler Zugriff auf die Daten erteilen, berichtete Schinköthe. Diese Daten könnten dann zum Beispiel für das Arztgespräch genutzt werden, um rechtzeitig mögliche Schwierigkeiten im Therapieverlauf zu identifizieren.