figure 1

Eine neue Studie bestätigt den Zusammenhang zwischen Krebs und Parodontitis.

© Eric Fahrner / fotolia.com

Bei einer Parodontitis bleibt das entzündliche Geschehen nicht auf die Mundhöhle beschränkt. Durch die veränderte bakterielle Besiedelung im Mund werden auch systemische Entzündungsprozesse und Veränderungen im Immunsystem angestoßen. Sie könnten auch die Entstehung von Krebs begünstigen. Ein solcher Zusammenhang wird jetzt durch Daten der Health Professionals Follow-up Study (HPFS) erhärtet.

Um die Effekte der Parodontitis von denen des Rauchens trennen zu können, wurden nur Männer ausgewertet, die nie geraucht hatten. Die 19.933 Nichtraucher waren bei Studieneinschluss zwischen 40 und 75 Jahre alt, eine Parodontitis war damals bei 9,7 % bekannt. An einer fortgeschrittenen Parodontitis, bei der definitionsgemäß weniger als 17 Zähne verblieben, litten 3 % der Teilnehmer.

Im Vergleich zu Männern mit gesundem Zahnhalteapparat lag die Krebsrate bei Parodontitis um 13 % und bei fortgeschrittener Parodontitis um 44 % höher. Keine Risikoerhöhung fand sich in dieser Kohorte (von Nichtrauchern!) bei den allgemein häufigsten Tumoren, bei Karzinomen der Prostata, und des Kolorektums sowie bei Melanomen. Die Assoziation war vielmehr auf Krebserkrankungen beschränkt, für die Rauchen ein etablierter Risikofaktor ist. Karzinome in Lunge, Blase, Oropharynx, Ösophagus, Niere, Magen und Leber traten bei Männern mit Parodontitis um 33 % häufiger auf. Bei massivem Zahnverlust infolge der Parodontitis war das Risiko für einen eigentlich tabakassoziierten Krebs sogar auf das 2,5-Fache gesteigert. Die stärksten Risikozunahmen im Zusammenhang mit einer fortgeschrittenen Parodontitis wurden – allerdings basierend auf wenigen Fällen – für Blasen-, Speiseröhren- und Kopf-Hals-Tumoren festgestellt, diese Krebserkrankungen waren 5- bis 6-mal so häufig wie bei Männern mit gesundem Parodontium.

Die Tatsache, dass alle Untersuchungen zu diesem Thema in großen prospektiven Kohorten eine solche Assoziation ergeben hätten, spreche dafür, dass die Parodontitis den Krebs fördert – und nicht umgekehrt. Aufgrund der systemischen und immunologischen Auswirkungen einer Parodontitis sei dies auch biologisch plausibel.