Bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) besteht ein besonders hohes Risiko bei Deletion im kurzen Arm von Chromosom 17, kurz (del)17p, die mit einem Verlust des Tumorsuppressorgens TP53 einhergeht. In dieser Höchstrisikokonstellation führte die orale Monotherapie mit dem selektiven BCL2-Inhibitor Venetoclax in einer Phase-II-Studie zu einer Ansprechrate von fast 80 % [Stilgenbauer S. ASH. 2015; Abstr. LBA-6]. Solche Resultate wurden laut Stefan Stilgenbauer, Ulm, vorher nie erreicht.

Bereits nach einer kurzen Therapiedauer kam es zu einer massiven Tumorvernichtung. Ein unabhängiges Reviewkomitee bestätigte nach 36 Wochen Behandlung bei gut 10 % der 107 Patienten ein tiefes Ansprechen, d. h. kein Krankheitsnachweis oder nur noch minimale Tumorknoten im Knochenmark. Bis auf vier Fälle normalisierten sich die Lymphozytenzahlen innerhalb von median 22 Tagen. Auch große Lymphknotenkonglomerate schrumpften unter der Behandlung eindrucksvoll.

Die Verträglichkeit von Venetoclax war akzeptabel und besser als die der Standardtherapie. Das Hauptrisiko, ein Tumorlysesyndrom durch den massiven Zellzerfall, sei mit Hydrierung, Allopurinol-Therapie und konsequenter Überwachung beherrschbar, ebenso die mit über 40 % häufige Grad-3/4-Neutropenie und Infektionen. Nichthämatologische Nebenwirkungen waren überwiegend gering ausgeprägt.